La Wurst bezaubert das Publikum im Wiener Stadtsaal
La Wurst bezaubert das Publikum im Wiener Stadtsaal

Zugegebenermaßen, es war es war eine von den herausfordernderen Wochen. Mein unfreiwilliger Hausarrest drohte in den letzten Tagen in Lagerkoller umzuschlagen, und ich hatte Momente, in denen ich am liebsten die Wände hochgegangen wäre (was aber nicht ging, weil: verletzter Knöchel).

Gottseidank durfte ich dann rechtszeitig zum ersten Wiener Boylesque-Festival wieder aus dem Haus humpeln (zumindest halbwegs stilecht mit Netzstrümpfen unter der Schiene). Jaques Patriaque, gemeinsam mit Kitty Willenbruch von der Salon Kitty Revue eines der Urgesteine der Wiener Burlesquegemeinde (so man bei einer recht neuen Szene überhaupt von Urgesteinen sprechen kann), hat es geschafft, die Creme de la Creme der internationalen Boylesque-Tänzer nach Wien einfliegen zu lassen, dazu (für die opening party) jede Menge exzellent sich ihrer Hüllen entledigender Damen, und als Moderatorin für beide Events die unvergleichliche NY-er Burlesquelegende The World Famous *BOB*. Ich habe vor zweieinhalb Jahren in NYC nicht nur *BOB*s kleinen und feinen selflove-Workshop besucht, sondern auch immer wieder erlebt, wie sie als hostess with the mostest ein Haus zum Kochen bringen kann (zuletzt wieder bei der Burlesque-Revue nach der Body Love Conference in Tucson im April). Ich ahnte also, was auf mich zukam. Und wurde gottseidank nicht enttäuscht.

Fascinator-ierend (Shopping-Tipp: britisches ebay). Alle Fotos (c) Rhea Krcmarova
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Am ersten Abend gab es noch mehr Damen als Herren, das Programm füllhornesk überquellend mit Auftritten von glamourös über komödiantisch bis wild, mit KünstlerInnen aus halb Europa und Nordamerika. Da gab es die fast schon in Richtung performance art gehende Rubyyy Jones, die an Dita erinnernde Dragqueen Tamara Mascara, meine liebe Freunin, Bayou Mystére, die Finninen Gigi Praline (die mich mit einer Santa-Lucia-trifft-Domina-Nummer sehr zum Lachen gebracht hat) und Pepper Sparkles (Mata Hari trifft Tribal Fusion Bauchtanz) und aus Polen Pin Up Candy und Jimmy Bottle (dessen „starker Mann im Zirkus“-Nummer ein wirklicher Genuss war) und viele mehr. Und es gab auch zwei üppige Burlesquerinas, nämlich Denise Kotlett (was für ein Name) und die Waliserin Didi Curv´e, die gemeinsam mit ihrer Bühnenpartnerin Honey Holiday eine fabelhafte Stan & Olli-Nummer hinlegte.

Am zweiten Abend waren nur Herren auf der Bühne (außer *BOB*, natürlich), und ich habe mich gefreut, dass die NYer Performer, die ich in Clubs in Manhattan oder Brooklyn gesehen habe, endlich auch in Wien auftreten – so zum Beispiel Luftballonverschlinger Albert Cadabra, der tatsächlich unglaublich hübsche Mr. Gorgeous, und natürlich der Godfather of Boylesque, Tigger!. Jaques hat so viele NY-er Künstler eingeladen, dass an dem Tag wohl im ganzen Big Apple kein einziger Boylesque-Tänzer zu finden war. Die Europäer konnten mit ihren Kollegen aus Übersee aber locker mithalten, und es war ein Burlesque-Abend auf wirklich, wirklich hohem Niveu.

Als Abschlussnummer an beiden Abenden durfte Jaques´Ehefrau auftreten. Oder, besser gesagt, das Publikum durfte sich über ihren Auftritt freuen, denn die werte Frau Gemahlin ist niemand anderer als die Queen of Europe und Miss Eurovision herself – tadaaaa: Conchita Wurst. Und, was soll ich sagen? Glamour, Gänsehaut und standing ovations, und absolut mit Recht. Jeder Kritiker sollte sie mal singen hören, damit ihm klar wird, dass sie den Wettbewerb tatäschlich vollkommen redlich ersungen hat. Conchitas Auftritt ließ jedenfalls keine Fragen offen (außer vielleicht, wie sich so viel Stimme in einer doch vergleichweise zierlichen Person verstecken kann).

An beiden Abenden gab es dann noch Afterpartys, am ersten einen inoffiziellen Umtrunk in einer Spelunke nahe der Neubaugasse, am zweiten Abend (mit noch mehr Burlesque und, ja, Bürolesque) im Chaya Fuera. Und falls das Festival wie angekündigt jetzt jährlich stattfindet, kann ich jedem nur raten, sich nächstes Jahr die Karten rechtzeitig zu besorgen.

Was mir diese Woche sonst noch Freude gemacht hat: endlich dazuzukommen, mir Doctor Who anzuschauen (bin mit Donnas erstem Auftritt eingestiegen, so zur Info für alle Whovians) / Kirschen, fast glühend in prallroter Wonne / WordPress-Weiterbildung / Schinkenfleckerlexperimente / wiedersehen mit einer alten Liebe (meinem weißen MacBook) / Ja! Roggenbrot (ein Klassiker) / LeserInnenfeedback für Buch und Blog / Maibockschnitzel im Restaurant Hansy

 

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