Das Wetter verlockt im Moment ja nur bedingt zu Außenaktivitäten. Warum nicht also mit einer Tasse Tee und dem Laptop aufs Sofa, nun, kuscheln, und ein paar interessante Texte zum Thema Selbstliebe und Körperbilder und Diätmythen und mehr lesen …
Brüste! Wir Damen haben sie alle, in verschiedenen Größen und Formen. Nur, dass man die ganze Bandbreite der weiblichen Oberweite sehr selten zu Gesicht bekommt, schon gar nicht entsexualisiert. Die MacherInnen der Normal Breast Galery zeigen Brüste, so, wie sie sind – klein, groß, hell, dunkel, straff, weich … (engl.)
Teil zwei meines Essays zum Thema „Zur Couchkartoffel geoboren? Eher nicht“ für das schweizer Blog. Wie mir die Freude an der Bewegung nach und nach abgewöhnt wurde und wie ich sie mir Schritt für Schritt zurückhole …
Mein Girlcrush für The World Famous *BOB* begann, als ich vor ein paar Jahren Jo Weldons Burlesque-Handbuch las und über *BOB*s Namen stolperte. Dass hinter dem einzigartigen Namen auch eine entsprechend fabelhafte Person steckte, merkte ich bei meiner Reise nach New York im Herbst 2011, wo ich die 1,80 große Blondine als kokett-freche Gastgeberin in Burlesque-Clubs und als Coach bei ihrem Ultimate Self Confidence Workshop erleben konnte. Bei der Body Love Conference im April erzählte *BOB* mir dann von einem geplanten Wien-Trip zu Boylesque-Festival und Lifeball, und schlug mir vor, ihr ein wenig mein Grätzel zu zeigen – wie konnte ich da nein sagen? *BOB* und ich machten vor drei Wochen also den Naschmarktflohmarkt unsicher, und sie erzählte sie mir bei Nachos und Salat im Orient Occident über ihren ganz eigenen Weg zu sich selbst, über ihre Vorbilder und den World Famous Lifestyle.
VIE: Hi *BOB*. Schön, dass Du in Wien bist.
*BOB*: Hi, es ist schön, dich und deine Leserinnen zu treffen. Mein Name ist World Famous *BOB*, und das ist auch mein Job. Das ist übrigens zu 100% mein Name, ich habe ihn mir rechtlich ändern lassen. Wenn ich nicht auf der Bühne bin, bin ich einfach nur BOB, und auf der Bühne bin ich World Famous (weltberühmt). Ich bin ein Burlesquestar, Gastgeberin von Burlesque-Shows und ich coache Menschen im Bereich ultimatives Selbstvertrauen.
Du bist so glamourös. Wie hast Du deinen Stil gefunden?
Als ich jung war, stand ich sehr auf New Wave. Siouxie and the Banshees, Boy George, Nina Hagen, The Cure und so weiter – so habe ich sehr viel Übung in Sachen Make-Up bekommen. Als Teenager habe ich jeden Tag zwei Stunden mit dem Schminken verbracht, und das war eine sehr gute Vorbereitung auf das Showbusiness. Mein Stil ist eine Mischung aus Jayne Mansfield, Divine, Dolly Parton und Marilyn Monore. Ich bin sehr inspiriert von Geschöpfen, die over the top (überdrüber) feminin sind.
Du hast eine sehr spannende und ungewöhnliche Reise in Sachen Selbstliebe hinter dir …
Das ist eine lange Geschichte, wirklich. In Kern geht es um das Thema gender, also Geschlechteridentitäten. Ich bin in Kalifornien aufgewachsen, auf einer kleinen Farm außerhalb einer kleinen Stadt namens Paso Robles. Unsere Farm lag sehr isoliert, es gab nur ein paar andere Farmen, aber ohne Kinder, ohne Spielgefährten, nur Tiere (die ich allerdings heiß liebe). Ich bin in einem sehr ungemütlichen Haushalt aufgewachsen, um mich gab es viele mentale Gesundheitsprobleme und viel Gewalt. Ich hatte aber immer eine überschäumende Vorstellungskraft, die ich nütze, um dem irgendwie zu entkommen und zumindest geistig irgendwo anders zu sein.
Das schlimmste, was man bei mir zu Hause sein konnte, war eine Frau, und meine Mutter hatte es am übelsten von allen. Also beschloss ich schon sehr früh, dass ich keine Frau sein wollte, dass ich keine Frau bin. Ich war sehr trotzig und aufsässig, wenn man mich in die Rolle der Frau drängte, mit all den Erwartungen, die dazu gehörten. Mit 15 beschloss ich dann entgültig, dass ich keine Frau mehr sein wollte, und begann, mich als Mann zu identifizieren, und zwar als schwuler Mann – das war ganz eindeutig das, was ich war. Und ich wollte eine Dragqueen sein.
Wie kam das?
Mit 15 sah ich Jimmy James, eine sehr berühmten Drag-Performer, und seine Darstellung von Marilyn Monore. In den 80-ern hatten wir auf der Farm einen Fernseher, und dort sah ich ihn: Er kam auf die Bühne, und er war alles, was ich sein wollte. Blond, berühmt, schön, fancy. Und ich dachte, wenn ein Mann so schön sein kann, kann ich das auch. Also werde ich ein Mann sein. Das erste Beispiel einer Frau, die so war, wie ich sein wollte, war also ein Mann.
Die Leute, die mich liebten, waren sehr pragmatisch. Sie sagten mir: „Du kannst keine Dragqueen sein, du bist eine Frau.“ Ich wollte mich aber nicht aufhalten lassen, habe sogar über eine OP zur Geschlechtsänderung nachgedacht. Ich bin von zu Hause weggezogen, nach Hollywood, dann San Francsiso, um in den Nachtclubs als professionelle Dragqueen aufzutreten. Ich habe ich mich am Tag als Mann gefühlt bin und in der Nacht als im Drag-Outfit aufgetreten. Ich war sehr bedacht, meine Kehle zu verstecken, weil ich keinen Adamsapfel habe,habe Handschuhe getragen, weil meine Hände wie die einer Frau aussehen, und habe ganz dickes MakeUp getragen, um den Bart zu verbergen, den ich nicht hatte.
Ich war sehr vorsichtig, wie ich mich als Drag Queen präsentierte. Untertags trug ich weite, sackartige, androgyne Kleider; Männerunterwäsche, Männerdeo, Männerparfum. Nicht ganz wie ein Mann, eher wie sich eine der kurvigen, runderen Dragqueens unter Tags anzieht. Manche – nicht alle – sehen sehr unsexuell aus, keine Augenbrauen und Kurven in sehr weiter Kleidung – so habe ich ausgesehen.
Und San Francisco und die Szene haben Dich verändert …
In San Francisco habe ich auch begonnen, mit Transsexuellen abzuhängen – mit Männern, die zur Frau wurden. Ich fand sie großartig, so schön und tapfer, und war beeindruckt, dass sie gegen so viele Widerstände kämpften. Es waren die schönsten Frauen, die ich je gesehen hatte, und wieder zeigten mir Menschen, die ursprünglich einen Männerkörper hatten, einen neuen Weg. Für diese Menschen war das Frausein eine bewusste Entscheidung, war etwas, dass sie mehr wollten als alles andere auf dieser Welt – das Frausein, dass ich als Kind verworfen hatte. Sie inspirierten mich so, dass ich meinen Freunden sagte: ich ziehe nach NY und werde eine Transsexuelle. Niemand hat das in Frage gestellt.
Was ich damit meinte, war: ich würde nach NY gehen, und endlich rausfinden, wie es war, eine Frau zu sein. Das hört sich für viele Menschen jetzt sehr verwirrend an, und ich vereinfache es so: ich bin eine spirituelle Transsexuelle. Ich habe eine Geschlechteränderung gemacht, ohne mich operieren zu lassen – eine spirituelle Transformation. Ich sage das auch aus Respekt vor den Leuten, die eine operative Transformation hatten und haben – viele meiner Freunde und Familienmitglieder haben so etwas hinter sich.
Es gibt verschiedene Arten der Transformationen und Wandlungen. Man muss nicht unbedingt operiert sein. Manche Leuten ist es sehr wichtig, das ihr Herz und die Seele den Körper komplett widerspiegelt. Für andere reicht auch nur eine teilweise Operation. Manche brauchen gar keine, es ist eine spirituelle Verwandlung.
Also bist Du nach New York gezogen …
Ich zog also nach NY, und fing an, in den berühmten Nachtclubs Limelight und Tunnel zu arbeiten, als Transsexuelle. Manchmal warf man mir vor, ich wolle die Leute belügen, und dass das gemein von mir sei, aber ich log nicht. Für mich stimmte es.
In New York hat mir meine Drag-Mutter Jacky B. (eine berühmte Dragqueen, die jetzt in LA lebt) meinen Bühnennamen World Famous verpasst, vorher war ich nur BOB. Jacky fand das zu simpel, und machte mir Visitenkarten, auf denen World Famous *BOB* stand. Meine Mutter gab mir den Namen, als ich 25 war.
Wie kam es dazu, dass du mit Burlesque angefangen hast?
Eines Tages nahm mich Jacky B. zum Perücken-Shoppen in den berühmten Wigstock-Laden– für meine Shows ich hatte diese Nina Hagen trifft Lilly Muster-Perücke, und ab und an ein riesiges blondes Teil a la Dolly Parton. An diesem Tag habe ich meine erste Marilyn-Perücke ausprobiert, und ich sah mich im Spiegel und sah Jimmy James, die Dragqueen aus dem Fernsehen Meine innere 15-Jährige erinnerte sich, und ich wusste: das muss ich als nächstes machen. Das ist mein Schicksal.
Für meinen nächsten Auftritt im legendären Nachtclub The Cock stellte ich also einen Marilyn-Act zusammen, bei dem ich Martini in meinem Dekolletee mixte – meine berühmteste Nummer. Alle waren so überrascht, weil ich an sich so Punkrock war, und auf einmal als 50-er Jahre Marilyn aufgekreuzte. Ein Typ an der Bar sprach mich an: „Ich liebe deine Burlesque-Nummer.“ Ich fragte ihn: „Was ist Burlesque?“ Ich hatte keine Ahnung wovon er sprach. Er rollte die Augen: „Schau es nach, ja?“
Ich ging also in die Bücherei (das war vor 18 Jahren, es gab noch keine Smartphones), und ich verliebte mich in Buresque. Es gab noch da auch niemanden, der es mehr machte. (Anm Rhea: Burlesque erlebte den Niedergang in den 60-ern und 70-ern).
Burlesque ist in meiner Reise hin zur Selbstliebe auch sehr wichig. Damals bin ich damals zwischen LA und NY gependelt, um aufzutreten, und die Produzentin der berühmten Truppe Velvet Hammer Burlesque in L.A. hat mich in der Zeitung gesehen und mich vom Fleck weg gebucht hat. Sie hat mich dann gefragt, ob ich Dirty Martini, Julie Atlas Muz und Kate Valentine (Pionierinnen des New Burlesque kenne). Ich sagte nein, bat sie um ihre Nummern und kontaktierte sie, sobald ich ich wieder in NY war. Ich war damals in den Schwulenbars ziemlich alleine mit meiner Nummer, und dann machte ich meine erste Performance mit anderen Frauen im Va Va Voom Room. Als ich Backstage war mit Dirty und Julie und Miss Astrid war, sah ich mich um, und zum allerersten Mal war ich von Frauen umgeben, die genauso waren, wie ich sein wollte. Verschiedene Körpertypen und Kleidergrößen, und alle hatten zu viel Makeup und riesige Perücken, und sie alle lachten und hatten einander lieb, es gab keine Konkurenz. All die Sachen, die mir am Frausein Angst machten? Diesen Frauen taten es nicht. Sie unterstützen sich, es gab keine Restriktionen, und durch sie habe ich gedacht: Vielleicht kann ich endlich den Übergang vom traurigen kleinen Mädchen zur New Wave zu Drag Queen zu Tranny und zu einer echten Frau machen, und endlich echt Frau sein.
Diese Frauen waren und sind mein Vorbild, und jetzt sind sie meine Freundinnen und meine Familie. Ich finde es wichtig, die ganze Sache zu erzählen. Ich kann immer noch nicht an allen Tagen sagen, dass ich mich zu 100% als Frau fühle. Das mag verrückt klingen, aber es ist mir egal. Ich lebe nicht in der Welt anderer Leute, sondern in meiner Welt und meinem Körper. Meine Freundinnen haben mir aber einen Weg gezeigt, Frau zu sein, der sich großartig anfühlt.
Vor zwei Wochen hat mich Alexandra aus der Schweiz angeschrieben, und mich auf ihr Plus-Size-Fitnessblog, Run Couchpotatoes, run aufmerksam gemacht. Und sie hat mich gefragt, ob ich nicht einen Gastbeitrag schreiben möchte. Aus einem Beitrag ist dann ein Zweiteiler geworden, zum Thema „Zur Couchkartoffel geboren? Eher nicht“ (Badeanzugfoto inklusive).
Eine der leider viel zu selten hinterfragten Mythen, die über runde Menschen kursieren, ist ja, dass sie unsportlich sind und sich nicht gerne bewegen, und zwar, weil sie von Natur aus faul sind. Meiner Erfahrung und Recherche kommt man aber nicht als Coachpotatoe auf die Wekt, sondern wird in den meisten Fällen dazu gemacht. Diätmentalität, halbkompetente TrainerInnen und Spott trieben vielen Menschen (schlank wie dünn) die Freude an Bewegung aus.
Es geht in dem Beitrag übrigens nicht um Schuldzuweisung, sondern darum, anhand meiner Geschichte zu erklären, was falsch laufen kann, und was für Folgen das für Menschn haben kann. Ich schreibe den Beitrag nicht, um anzuklagen, sondern um Bewusstsein zu schaffen, und um Menschen zu sensibilisieren. Um ÄrztInnen und SportlehrerInnen, Eltern, Medien und natürlich den Dicken selbst eine Diskussionsgrundlage zu bieten, damit Fälle wie meiner (und ich bin bei Gott nicht die Einzige) sich nicht mehr widerholen. Die Jahre der Entfremdung von meinem Körper waren schmerzhaft und unnötig, und der Weg zu einem guten Körpergefühl und zu wiedergefunderer Freunde an der Bewegung war ein Langer …
Teil eines meiner Reise hin zu einem besseren Körpergefühl und Freude an der Bewegung findet sich hier.
Wäre jemand am Montag Nachmittag in sinistrer Absicht die Fassade meines Hauses hochgeklettert und hätte durch meine Wohnzimmerfenster geschaut, er hätte mich vollkommen aufgelöst am Sofa sitzen sehen. Weinend. Mit einem Brief vom Bundeskanzleramt in der Hand. Erleichtert. Und sehr, sehr glücklich.
Im Jänner habe ich mich für eines der einjährigen Projektstipendien für Literatur beworben, die von der Republik vergeben werden, für ein neues Romanprojekt, das mir seit Jahren am Herzen liegt. Am Montag dann also die Verständigung, dass ich es bekomme. Und mich im nächsten Jahr auf das Projekt konzentrieren kann (keine Sorge, das Blog wird nicht zu kurz kommen).
Was mir diese Woche sonst noch Freude bereitet hat: Vorsommerabende am Donaukanal (Strand im Zweiten bzw bei der Eröffnung von Salon Projektionist bei Spittelau – mit den Pojektionen von Eva und Gerald von 4youreye, die einen Kletterturm mit bunt pulsierenden Lichtflächen überzogen haben) / Flache Nektarinen, geformt wie Saturnpfirsiche / Game of Thrones Saisonfinale / Glossybox mit viel neuer Schminke / zwei entzückende (und überraschend günstige) neue Sommerkleider in meiner Größe, gefunden an unerwarteten Orten, nämlich Tschibo und Naschmarkt (Fotos coming soon) / Mittagessen mit Mutti / Wiedersehen mit der Buchbinderei der Angewandten / Schokomüsli mit Biomilch / Spiel mit neuen Foto-Apps / Dominion auf SyFy
Langsam, aber sicher ändert sich die Lage am Plus-Modemarkt – zumindest online. Aber auch offline finden sich vereinzelt Pionierinnen, die schicke, junge Mode jenseits von Größe 42 anbieten. Eine von ihnen ist Gabriele Wally, Inhaberin der Boutique stor> im achten Wiener Bezirk. Der Name ihrer Boutique spielt nicht nur auf das englische Wort für Geschäft an. „Stor“ bedeutet im dänischen „groß“, und der nordische Name ist kein Zufall . Blickt man bei kleineren Größen immer noch eher nach Paris und NY, tut sich bei den Plus-Größen im skandinavischen Raum mehr, als man vermuten würde. Gabriele (Selbstbeschreibung: 40 plus, Modefan und Genießerin süßer Köstlichkeiten) spach mit Venus in echt über Lieblingslabel, Plus-Lifestyle und Shopping-Geheimnisse.
VIE: Wie ist es dazu gekommen, dass Du das stor> eröffnet hast?
Gabriele Wally: Ich wollte, dass es in Wien endlich eine ernstzunehmende Anlaufstelle für +size gibt. Einen Laden, wo auch ICH einkaufen würde, denn es gibt doch noch viele andere Frauen mit Rundungen und dem Bedürfnis nach cooler Mode. Einen Laden mit gemütlicher Wohnzimmeratmosphäre, gutem Service, einer großen Umkleidekabine, warmem Licht, wo man gerne vielleicht auch nur auf einen Kaffee oder auf einen Tratsch vorbei schaut …
Was kann man bei Dir finden, und in welchen Größen?
Skandinavische Labels wie Carmakoma, Zizzi, Studio, Yppig oder das Berliner Label Weimann – leistbare Mode von Gr. 42 – 52
Warum gerade eine Orientierung nach Norden?
Es war nicht so, dass es unbedingt skandinavische Mode sein musste, wichtig war mir, Mode zu finden, die mir gefällt. Und da bin ich eben in Dänemark fündig geworden. Nebenbei liebe ich aber auch dänisches Design und Möbel. Wichtig war mir auch, Labels zu finden, die bisher in Österreich noch nicht vertreten waren und jetzt exklusiv im stor> zu finden sind.
Was heißt Plus Size Lifestyle für dich?
Das persönliche Wohlfühlgewicht, regelmäßiger Sport, Gesundheit ohne mich vom BMI tyrannisieren zu lassen.
Die Modeindustrie behandelt Plus-Frauen immer noch eher stiefkindlich …
Seit geraumer Zeit gibt es da glücklicherweise eine Veränderung. Lange war es verpönt, kurvig zu sein, und manchmal denke ich, dass es das immer noch ist. Diese Klischees kennt man ja, dicke Menschen gelten als undiszipliniert, wenig erfolgreich, etc. Ich denke, das ging auch soweit, dass es auch einfach unschick war, für kurvige Menschen Mode zu machen, bzw. eine „Molly Moden“ Boutique zu führen. Zum Glück wird mit diesen Klischees aufgeräumt, Dank vieler +size Fashion Bloggerinnen und Frauen wie dir und mir.
Woran liegt dieser Meinungswechsel deiner Meinung nach?
Die meisten bekannten +size Firmen, die man in Österreich und Deutschland kennt, gibt es schon seit Jahrzehnten. Früher hat man kurvige Frauen in A-Linien-förmige Zelte verhüllt. Die moderne Generation Frau ist aber selbstbewusster geworden und steht zu Recht zu ihren Rundungen. Langsam beginnt auch die Modeindustrie darauf zu reagieren. Die neuen jungen Labels wie z.B. Carmakoma sehen das genau so und bringen figurbetonte Modelle. Nun liegt es auch an den altbekannten Marken, diesen Sprung zu schaffen und den modischen Anforderungen der Curvys gerecht zu werden!
Gibt es eine große Diskrepanz zwischen dem, was die Plus-Modeindustrie bietet, und dem, was Frauen wollen?
Hier ist eine sehr große Veränderung bemerkbar. Und ich denke in den nächsten Jahren wird sich hier auch noch sehr viel Entwickeln.
Was sind deine besten Tipps in Sachen Plus Fashion?
Generelle Tipps finde ich schwierig und gebe ich nicht gerne. Jede Frau unterscheidet sich in der Figur und hat ihre Rundungen unterschiedlich aufgeteilt. Ich mag auch nicht so gerne die Einteilung in A, O, X und H-Typ oder Apfel und Birne etc. Die meisten Frauen sind eine Mischung aus den verschiedenen genannten Formen. Und darauf gehe ich gerne persönlich im Beratungsgespräch ein.
Was würdest du dir auf dem Gebiet Plus-Mode in Zukunft wünschen?
Definitiv mehr Designer und Firmen, die sich den Anforderungen der +plus size Mode stellen. Doch als Schneidermeisterin weiß ich sehr wohl, dass nicht jeder Schnitt in jede Grösse gradierbar ist bzw. in Gr. 52 am Körper noch gut aussieht. Darum wird sicher auch in Zukunft nicht jede Firma von z.B. Gr. 36 – Gr. 52 ihre Modelle anbieten. Auch wenn wir uns das gerne wünschen würden.
Lieblingsressourcen, online und offline?
Ich liebe es, Modeblogs lesen und Inspirationen auf Reisen sammeln.
Worauf sollte man beim Einkaufen achten?
Auf das selbe wie jede andere Frau auch! Die Farbe sollte zum Typ passen, und der Schnitt zur Figur, wie schon erzähnt. Gerne mag ich das Zitat von Vivienne Westwood: Buy less choose well.
Geheimtipp: Ist ein Top, mit dem man liebäugelt, in der Taille zu weit oder eine Hose zu lang, nimmt Gabriele als gelernte Schneidermeisterin gerne auch Änderungen vor …
Gerade entdeckt: die neue Laura ist da (Nummer 25), mit einem Interview mit mir über Selbstbewusstsein, Vorlieben der Männerwelt und das Bild von Plus-Frauen in der Öffentlichkeit. Vielen Dank an Sabine Knapp für das schöne Gespräch. Der Text ist (noch?) nicht online zu finden, sobald ich ihn bekomme, werde ich ihn posten.
(Einziger Wermutstropfen ist das Wort „Hungerharken“ im Einleitungstext, dass ich so gar nicht mag und auch nicht verwendet habe …)
Wenn ich mich durch die Frauenmagazine blättere, fällt mir jedes Mal auf, dass Frauen jenseits von Größe 44 seltener vorkommen als geistig stabile Hutmacher in Alices Wunderland (schon Frauen, die mehr als Größe 38 haben, sind rar zwischen den Parfumwerbungen und unvermeidlichen Diätkatechismen). Eine rühmliche Ausnahme bildet die Sommernummer des Missy Magazine. Unter dem Titel Fett for Fun beschäftigen sich auf 18 Seiten Journalistinnen und Fotografinnen mit dicken Frauen und der Bedeutung des Begriffes „fett“ in unserer Gesellschaft – und das auf eine Weise, die für deutschspracheige Medien geradezu radikal anmutet. So wird nicht nur über Menschen mit dem gewissen Plus gesprochen. Dicke kommen sogar selbst zu Wort, und beleuchten diverse Themen, von zunehmender Selbtliebe, vorurteilsbehafteten Halbgöttern in Weiß, fettverachtenden Nörgelmuttis und gelegentlichen Rückfällen in teufelskreisende Diätgedanken. Vorurteilen wird mit einer Linksammlung entgegenet, und eine Doppelseite erforscht das Dicksein in der queeren Szene, und wie sich lesbische Dicke zwischen Bärten, Bären und Bäuchen fast angenommener fühlen als unter queeren „Normalgewichtigen“. Das Dossier wird mit Bildern deutscher Plus-Bloggerinnen illustriert, die in Sachen Stil ihren schlanken Schwestern um nichts nachstehen.
Eine Schlanke kommt auch zu Wort. Kerstin Grether, die selbst lange an Magersucht litt, beleuchtet, wie und warum der Hass auf Fett auch für die Dünnen schädlich ist – etwas, was noch viel stärker thematisiert werden sollte.
Wer also nach einer Lektüre für Strandbad oder Balkongechille sucht, dem kann ich die aktuelle Missy mit gutem Gewissen empfehlen. Es bleibt nur zu wünschen, dass die Fettenfreundlichkeit keine einmalige Sache bleibt, und üppige Mädels ab jetzt öfter in der Missy vorkommen. Dass Frauen wie ich zwar nicht (nur) in abgesonderten Dossiers präsentiert werden, sondern regelmäßig auch den Weg in den Rest des Heftes finden. Wie eben andere normale Frauen auch.
Winzige Wienzeilenidylle – am Brunnen sitzen, lesen, Anwohner und ihre Hunde beobachten / Lachsmaki, Avocadomaki / In Gastgärten sitzen, in in diversen Konstellationen / Theatermonloge von Jane Martin lesen („Talking to …“) / Wienblick vom der Gerngroßterrasse aus / Spontan besucht werden / Kopf mit praktischen Fakten füllen / den ersten Eisbecher der Saison genießen / einen Mini-Wok geschenkt bekommen / Fentiman´s Rosenlimonade / Babyneffe wieder sehen
Na also: die Body Love Bewegung erreicht langsam auch Mitteleuropa. Gerade gefunden:das ausgesprochen nette BH-Lounge-Blog, die das Projekt Accept every body ins Leben gerufen haben. george und Anne, die beiden Bloggerinnen, haben es satt, dass Medien und Gesellschaft Menschen immer stärker in eine Norm pressen wollen. „Body Positivity heißt für uns, nicht sofort der Norm das Recht über das Individuum einzuräumen, sondern zu versuchen eine Person erst einmal als ‘einzeln’ und ‘besonders’ zu betrachten“, schreiben sie. Und sie machen sich nicht nur Gedanken, sondern haben im Zusammenarbeit mit einem Profisprecher auch gleich ein Video erstellt, dass ihren Standpunkt richtig schön deutlich macht.
„Unser erstes Video zum Projekt Accept Every Body zeigt, wie wir uns beim näheren Betrachten des uns ständig umgebenden Schönheitsterrors gefühlt haben: Geblendet. Gegängelt. Und irgendwie veralbert. Wenn es nach der Schönheitsindustrie geht, sollen wir uns auf einen Normkörper herauf- oder herunterhungern und wenn wir das nicht schaffen, bitteschön zuschneiden lassen. Dabei wäre nichts langweiliger, als vollkommene Gleichheit. Gerade die kleinen oder großen Unterschiede machen uns zu Menschen und besonders. Und das ist doch etwas sehr Schönes.“
Wunderschöne Gedanken. Ich bin schon gespannt, was die beiden als nächstes auf die Beine stellen …