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Medien

Vorweihnachtliches Fatshaming a la WOMAN

In den letzten Jahren hat sich mein Konsum von Frauen- und Fashionmagazinen definitiv sehr in Grenzen gehalten. Je länger ich mich mit Body Positivity beschäftige, desto schlechter ertrage ich die negative bis schädigende Grundaussage dieser Publikationen. Sicher, ab und an finden sich zwischen Diätjoghurtwerbung, Abnehmaktionen und diversen Celebrity Cellulite-Shots vereinzelt auch Artikel, in denen man sich zumindest ein bisschen kritisch über die herrschenden Körperbilder äußert. In denen Frauen wie ich zur Abwechslung wie ein Mensch behandelt werden und nicht nur als vorher-Bild einer Diätstory vorgeführt. Die WOMAN zB hat heuer immerhin einen Text über die wunderbare Bobby von Curvect und einen zumindest stellenweise in Richtung Body Positiivity gehende Reportage über „echte“ Frauen und ihre Orangenhaut gebracht. Beim Erscheinen von Venus in echt 2014 hatte ich ein spannendes und anregendes Gespräch mit zwei engagierten Redakteurinnen. Diese Storys weckten Hoffnungen auf ein langsames Umdenken der Journalistinnen und Heftmacherinnen.
Hoffnungen auf eine Botschaft der Selbstliebe und Selbstakzeptanz, in einer Welt, in der Diversität mehr und mehr als Makel dargestellt wird.

 

Hoffnungen, die immer wieder grausam zerstört werden. Analysiert man die Gesamtbotschaft der Zeitschriften, scheinen diese einzelnen Lichtblicke immer noch nichts als Lippenbekenntnisse, als ein Versuch, zu zeigen, dass man das Erstarken der Body Positivity Bewegung nicht vollends verschlafen hat. Die ungute Grundstimmung gegenüber Frauen, die keine Supermodeldimensionen haben und sich auch sonst trauen, anders zu sein, bleibt.

 

Jüngstes Beispiel: die aktuelle Ausgabe der oben erwähnten WOMAN. Dort findet sich recht am Anfang ein Beitrag über die Arbeit des Photoshopkünstlers Planet Hilton. Botschaft des mit „X-Mas Trauma für sie und ihn“ betitelten Texts: Damit man in der Adventszeit nicht zu viele Kekse nascht und – oh, Horror – zunimmt – soll man sich zur Abschreckung auf mollig gephotoshoppte Fotos diverser Yellow Press-Ikonen auf den Kühlschrank kleben. Die abgebildeten Doppelkinne würden einem wirksam vom Sündigen abhalten.
Ich gebe zu, ich bin enttäuscht, und ich bin entsetzt. Entsetzt darüber, in welcher dickenfeindlichen, körperfeindlichen Bubble die Redakteurin und alle übrigen Verantwortlichen leben, wenn sie es tatsächlich völlig ok finden, so etwas zu schreiben und zu publizieren. Dick zu sein – also einen Körper zu haben wie ich – ist also offiziell ein Trauma? Eines, dass man mit „kreisch“ betiteln darf? Ist es in den Augen dieser Frauen tatsächlich besser, sich selbst mit artifiziellen Feindbildern zu terrorisieren, statt sich mal ein paar Vanillekipferl zu gönnen?

 

Und nein, das ist nicht einfach nur ein witziger kleiner Artikel. Texte wie diese sind alles andere als harmlos. Worte haben Auswirkungen, liebes Woman-Team, und ich erwarte von Ihnen als gebildete Frauen und als Journalistinnen eigentlich schon, dass Sie ein Bewusstsein für die Wirkung Ihrer Worte haben.
Was Sie leider ausblenden: Das Klima gegenüber dicken Menschen hat sich in den letzen Jahren ziemlich verschärft. Mit Texten wie diesen gießen Sie noch Öl ins Feuer. Wissen Sie, was das für Folgen die allgemeine Verachtung gegenüber dicken Menschen hat? Oder finden Sie, gefangen im Irrglauben an „heilsame“ Schmach, das fatshaming sogar hilfreich und gut?

 

Reden wir Tacheles: Fatshaming schadet. Es führt zu Diskriminierung und Mobbing. Dazu, dass Betroffene sich zurückziehen, statt ihr Leben zu leben (es ist erschreckend, wie viele Frauen ich in den letzen Jahren kennen gelernt habe, die sich wegen ihrer Figur nicht mehr ins Schwimmbad trauen). Fatshaming führt zu Depressionen und Stress und Esstörungen und einer allgemeinen Verschlechterung der Lebensqualität.
Fasthaming führt dazu, dass mich immer wildfremde Menschen auf der Straße anpöbeln oder sich sonstwo erlauben, ungefragt Kommentare zu meinem Körper abzugeben. Es kostet mich Zeit und Energie, mich davon wieder zu erholen, Zeit und Energie, die ich wirklich sinnvoller einsetzen könnte (und nein, ich kann das nicht vollkommen ignorieren. Ich bin nicht aus Stein. Mich trifft das zumindest ein bisschen).
Aleppo, Trump, Rechtsextremismus? Nein, das wahre Trauma einer Fashionista ist ein Doppelkinn …
Und dieses Klima der Dickenfeindlichkeit schadet nicht nur den Betroffenen. Es schadet auch den allen. Die Zahl der Menschen mit gestörtem Essvehalten, Essstörungen und Körperwahrnehmungsstörungen nimmt seit Jahren rapide zu, und zwar bei Frauen aller Figurtypen und auch immer mehr bei Männern. Natürlich sind Krankheiten wie Bulimie und Anorexie ein hochkomplexes Problem, was diesen Essstörungen allerdings gemein ist, ist aber die Angst vor dem dick sein. Eine Angst, die von Frauenzeitschriften seit Jahrzehnten angefacht und gefördert wird.

 

Ich werde also weiter auf Frauen- und Modezeitschriften verzichten, denn es ist klar, dass sie Frauen wie mich (sprich dick und kritisch denkend) nicht als Leserin haben wollen. Mein Verzicht erfolgt nicht leichtherzig, als Fashionsta waren diese Publikationen lange ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich habe schon mit dreizehn begonnen, Modezeitschriften zu lesen. Zuerst die Miss Vogue und Cosmo, und als die deutschsprachige Ausgabe von Miss Vogue eingestellt wurde, bin ich auf Vogue, Harper`s Bazaar und Co umgestiegen. Als Modeliebhaberin habe ich die Couture-Fotos und -Reportagen geliebt, obwohl ich darunter gelitten habe, nichts und niemanden in meiner Größe abgebildet zu sehen. Trotzdem, das ästhetische Vergnügen hielt mich lange bei der Stange. Bis ich irgendwann die Körperfeindlichkeit und mangelnde Diversität dieser Publikationen einfach nicht mehr ausgehalten habe …

 

Vielleicht schaue ich mal in ein paar Jahren wieder in die WOMAN rein, und stelle fest, dass sich der Grundton gebessert hat. Viel Hoffnungen mache ich mir zwar nicht, man kann mich aber gerne überraschen … ich bringe auch Kekse mit 🙂

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Schreiben mit Spaß im Sommer – VHS-Kurs im August mit Rhea Krcmárová

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Ein Schreibkurs für alle, die Lust haben, in den Ferien mit Texten zu experimentieren. Ganz entspannt nähern wir uns dem kreativen Schreiben an – mit Textfragmenten, originellen Schreibübungen, Tagebucheinträgen, einem kleinen Zine – und wecken so schlummernde Talente und die Lust am Schreiben. Bei Schönwetter gerne draußen im Schatten.

Kursdetails

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Essay „Geständnisse einer Fatshionista“ in der Literaturzeitschrift SALZ

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„Ich will mir die Eigenständigkeit ersparen. Ich will in einer Norm dahingleiten und mitgetragen werden, ich will mir nicht all die Gedanken selbst erarbeiten, die Meinungen, die Geschmäcker. Ich weiß schon, eine Persönlichkeit entwickeln, das wird anstrengend.“
(Gertraud Klemm)

Kleidersprachen: Sprache von Kleidern, Sprache, um über Kleidung zu sprechen – das Thema dieser SALZ-Ausgabe ist die Verbindung von Mode und Literatur, zwei Bereiche, die einander nicht so fremd sind, wie sie auf den ersten Blick zu sein scheinen.
Beiträge von Bodo Hell, Gertraud Klemm, Thomas Meinecke, Lydia Mischkulnig, Teresa Präauer, Annika Reich, Angelika Reitzer oder Sabine Scholl beleuchten verschiedene Aspekte der Mode, sei es in literarisch verspielter Form wie bei Margret Kreidl und Friederike Mayröcker oder als Essay wie bei Rhea Krcmárová, Ilma Rakusa und Michael Stavarič.
Bildbeiträge von Ann Cotten, Nora Gomringer und Ginka Steinwachs zeigen die Mode von ihrer künstlerischen Seite.
Hildegard Fraueneder kuratierte die Ausstellung „displaying fashion. displaying art. [Agonale] Begegnungen von Mode und Kunst“ in der Galerie 5020, die sie hier in einem Beitrag vorstellt.
Die Ausstellung thematisiert die Schnittstellen zwischen Kunst und Mode: Wo begegnen sie sich? Wo sind ihre Widersprüche, wo ihre Gemeinsamkeiten?

Diese SALZ-Ausgabe, die Ausstelllung der Galerie 5020 und eine Veranstaltungsreihe entstanden im Rahmen des Projekts „[Agonale] Begegnungen von Mode, Kunst und Literatur“, das am Schwerpunkt Wissenschaft und Kunst (Universität Salzburg und Mozarteum) von Christa Gürtler, Eva Hausbacher und Hildegard Fraueneder konzipiert wurde.“

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Körpervielfalt stärken – bei der Wienerin Covermodel Wahl

 

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Auch wenn das Thema Body Positivity ab und an den Weg in die Medien findt, Frauen seinseits von Größe 40 auf den Titelbildern von Mode- und Frauenzeitschriften sind immer noch rarer als weiße Weihnachten hier im Flachland.

Eine Gelegenheit, das zu ändern, bietet sich bei der aktuellen Wienerin-Covermodelwahl: Meine Freundin, Performancekünstlerin Veronika Merklein, hat sich beworben und ist tatsächlich in der ersten Vorrunde. Sie hat sich nicht aus Eitelkeit beworben, sondern weil die Sichtbarkeit dickerer Körper ein wichtiger Teil ihrer Arbeit ist: „Das österreichische Frauenmagazin WIENERIN hat, soweit ich das nachvollziehen kann, die letzten Jahre eine einzige mollige Frau auf ihrem Cover abgebildet, von anderen (intersektionellen) „Außergewöhnlichkeiten“ ganz abgesehen.
Damit etwas Ungewöhnliches gewöhnlich werden kann, müssen wir uns daran gewöhnen – Gewohnheiten fangen nicht zuletzt bei Sehgewohnheiten an.“

Wer diese Sehgewohnheiten ändern und Veronika aufs Cover wählen will, kann das noch bis Dienstg tun: einfach nur hier klicken und abstimmen

PS: Ein spannendes Interview mit Veronika über ihre Arbeit und Philosophie findet man auf Curvect.at

Bild: Life-Long Weight-Gaining, (c) Veronika Merklein, Foto: Robert Bodnar

 

 

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Label-Vorstellung: Studio Untold

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Ein Vorwurf, den sich Modefirmen im Plus-Bereich immer wieder (und berechtigter Weise ) anhören müssen: ihre Mode sei zu konservativ und altbacken. Groß ist also die Freude bei uns jüngeren, modebewussten Curvies, wenn ein neues Label auf den Markt kommt, das man mit gutem Gewissen als jung, frisch und modisch bezeichnen kann. So geschehen Anfang des Jahres, als auf der Curvy-Messe das jüngste „Kind“ der Popken-Familie präsentiert wurde: Studio Untold. Ich gestehe, dass ich ziemlich neugierig war, und zwar nicht nur wegen der Aussicht auf neue Häppchen für meinen Kleiderschrank. Studio Untold lockte mit dem Versprechen auf ein stylishes Gesamt-Konzept, damit, nicht nur Mode zu verkaufen, sondern auch ein Gespür für das Rundherum zu haben, für den Lebensstil, der automatisch mit den textilen Teilen mitkommt und der gerade bei Plus-Mode nur allzu gerne vernachlässigt wird.

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Jetzt kann man natürlich argumentieren, dass das Rundherum doch nicht so wichtig sei, dass man auf die Inszenierung nicht so achten müsse, solange die Mode fein und tragbar sei. Die Inszenierung ist aber das, was meiner Meinung nach einen Teil des besonderen Charmes der Modewelt ausmacht. Für unsere schlanken Schwestern macht man sich schließlich auch die Mühe, die Outfits in Szene zu setzen. Wenn die Dünnen ihre Mode in New Yorker Lofts oder Pariser Cafés präsentiert bekommen, dann haben die Runden das gleiche Recht darauf.

Details, Details: Liebevoll gestalteter Stand auf der Curvy-Messe im Jänner
Details, Details: Liebevoll gestalteter Stand auf der Curvy-Messe im Jänner

 

Studio Untold versteht sich jedenfalls auf das Geschichtenerzählen, auf das Rundherum. In dem knappen Dreivierteljahr, dass es die Marke gibt, wurden meine Erwartungen nicht nur nicht enttäuscht, sondern eher übertroffen. Studio Untold sieht sich als urbanes Fashionista-Label, und schafft es auch, genau diese Idee von der kosmopolitischen, jungen Großstadtmode zu vermitteln – mit ihrem Blog, den liebevoll entworfenen Magalogen, dem Konzept des Storytellings und natürlich mit der Mode selbst. Neben netten, gut kombinierbaren Basic gelingt es dem Label immer wieder, ziemlich originelle Teile (der! schwarze! Tüllrock!) zu präsentieren – Mode, bei der man merkt, dass beim Entwerfen an die künftige Trägerin gedacht wurde. „Die Frau, die unsere Mode trägt, ist gut informiert, selbstbewusst und möchte sich nicht verstecken“, beschreiben die MacherInnen ihr Konzept. „ Die Kundin ist „Storyteller“ und soll in die Entstehung und Weiterführung der Marke mit einbezogen werden.“

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Ein Weg, kurvige Modeafficionadas einzubeziehen, ist die Studio Untold Bloggerkollektion – schon zweimal arbeitete das Label mit deutschen Plus-Bloggerinnen zusammen, die zweite Kollektion „My Story“ ist vor kurzem im Shop eingetroffen (mein Favorit: der schwarze Kunstleder-Stepprock).

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Ein paar Fakten zu Studio Untold

– Mode von Größe 42-54 (meiner Erfahrung nach eher großzügig geschnitten)

– Schuhe, Dessous, Accessoires, Bademode

– Ausschließlich online zu kaufen

– Preissegment: moderates Mittelfeld (T-Shirt ca. 20-30 Euro, Tüllrock ca. 50 Euro)

PS: Wenn ich mir was von Studio Untold wünschen würde, wäre es Wäsche in größeren Größen (die BHs gehen im Moment leider nur bis Körbchengröße E), Bademode, die üppigere Oberweiten gut stützen (90G und Softcups passen einfach nicht zusammen) und vielleicht ein paar etwas gewagtere Ausschnitte bei den Oberteilen …

(Fotos (c) Studio Untold, Rhea Krcmárová)

Lieblingslinks: Spätsommer 2015

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Links, Links, Links! Für alle, die ein bisschen Inspiration und Hirnfutter in Sachen Selbstliebe und Body Positivity wollen …

Deutsch

Unrundes auf der Curvy-Messe: Bloggerin Nicola Hinz über erschreckend antiquiertes Gerede von Plus-Frauen über Plus-Frauen (letzter Absatz)

8 Schritte zu einem besseres Körpergefühl von Psychologin (und BH-Expertin) Anja Wermann

Dem Team von Mädchenmannschaften gehen die so genannten Besorgtheits-Trolle auch schon auf die Nerven …

Englisch

Eine Geschichte, die traurig und wütend macht: wie eine Krebspatientin fünf Jahre lang falsch diagnostiziert wurde, weil sie dick war

Wie es aussehen würde, hätten Computerspielheldinnen realistischere Körper …

Warum „clean eating“ überbewertet wird …

Ein 300 Kilo-Mann radelt durch Amerika, und die Medien tun ihr Schlimmstes …

Warum mache dicke Frau Mode lieber an Schlankeren sieht (eigentlich traurig …)

Erschreckend: angehende TurnlehrerInnen hegen massive Vorurteile gegenüber dicken Kindern

Ein Film rund um die Tanzperformance „Nothing to lose“ mit dicken TänzerInnen ist geplant – wenn sich via Crowdfunding genug UnterstützerInnen finden

Tightreading oder: so sehen echte (sprich: unretuschierte) Oberschenkel aus …

Es reicht! Warum man endlich aufhören soll, Fatbashing als „Sorge um unsere Gesundheit“ zu tarnen – Rant von Natasha Devon

Wie fettphobisch sind Lösungsansätze für Essstörungen? Melissa A. Fabello macht sich Gedanken …

Und noch ein Text von Fabello: Komisches Essverhalten oder schon Essstörung?

Plus-Size-Bloggerinnen erzählen über ihre Erfahrung mit Fatshaming

Diätwahn, Körpergefühl und mehr – die britische Komikerin Sarah Milican sagt, wie es ist …

Wie Männer lernen können, zu ihrer Vorliebe für dicke Frauen zu stehen

Sechs Dinge, du über Esstörungen vielleicht noch nicht weißt …

Die wunderbare Louise Green schreibt auf HuffPo darüber, warum eine rundliche Läuferin auf einem Zeitschriftencover auch im Jahr 2015 noch eine mittlere Sensation ist …

Smartphone-Apps können mehr als Kalorien zählen – 5 Apps zum Thema Body Positivity

Hilfe, mein Partner hat „mehr sexuelles Kapital“ als ich. Was machen, wenn man sich den Feschak seiner Träume geangelt hat und auf einmal unsicher ist …

Wenn rundere Frauen sich, ähem, selbst lieben – Tipps und Überlegungen …

Menschen, die sporteln, um sich hinterher wohl zu fühlen, betrieben viel mehr Sport als die, die es zum Abnehmen machen … Überraschung …

Und noch etwas zum Thema: Lass uns akttiv werden, weil wir unsere Körper lieben, und nicht, weil wir sie hassen

Was passiert, wenn man sich pro Tag einer seiner Ängste stellt – und das 100 Mal hintereinander?

Meine Hochzeit war wunderbar, und ich war dick wie nur was – von Lindy West, wem sonst
Was, wenn ich wirklich wüsste, dass ich schön bin? Schöne Worte von Daysha Edewi

Warum man bei Studien, die durch die Medien geistern, lieber etwas skeptisch bleiben soll – vor allem, wenn es um Ernährung und Gesundheit geht

Fashiontipps für Kundinnen: ja, aber …

Plus-Mode aus dem Angebot von Otto … ich liebe sowohl das Dirndl als auch das Anna Scholz-Kleid …
Plus-Mode aus dem Angebot von Otto … ich liebe sowohl das Dirndl als auch das Anna Scholz-Kleid …

In Sachen Plus Size Mode hat sich in den letzten Jahren wirklich einiges getan – das behaupte ich nicht nur, weil ich beim Schreiben aus dem Augenwinkeln meinen Kleiderschrank sehe, der vor hübschen Teilen geradezu überquillt (und nein, ich beschwere mich nicht). Zwar sieht es in Wien in Sachen Plus-Shops mit ein, zwei Ausnahmen immer noch eher trüb aus, Online-Versandhäuser aber haben ihr Sortiment inzwischen kräftig erweitert und bieten bestellfrohen Fashionistas eine feine Auswahl.

Wer sich beim Trend zur Mode mit mehr allerdings immer noch in tiefster Schlafphase befindet, sind die Frauenzeitschriften. Blöd für Curvies auf der Suche nach Stylingtipps und textiler Inspiration, denen dann nur das Surfen auf Blogs bleibt. Allerdings haben einige Versandhäuser diese modische Misere erkannt, und bieten ihren kräftigeren Kundinnen digitale Fashionratgeber an – als Seiten in Rahmen der Homepage, eigene Blogs oder per Social Media.

Eine der ausführlicheren Styling-Tipp-Seiten hat der Otto-Versand online gestellt, der seine Modetipps für Mollige auch als PDF-Download anbietet. Und auch wenn bei Tipps und Präsentation durchaus noch ein paar Verbesserungen möglich wären, geht der Ratgeber schon durchaus in die richtige Richtung.

Sehr positiv ist zuerst einmal, dass sich das Otto-Team Hilfe von zwei der bekanntesten Plus-Bloggerinnen im deutschsprachigen Raum gesucht hat. Cecile und Claudia verbindet ihr geschicktes Händchen in Sachen Stil und Styling, gleichzeitig ist der Geschmack der beiden unterschiedlich genug, um Abwechslung zu bieten.

Der Ton der Otto-Modetipps ist durchaus kurvenfreunlich. „Weibliche Rundungen sind ganz natürlich und sollten nicht weggehungert werden, nur weil bestimmte Schönheitsideale es so vorschreiben. Seien Sie stolz auf Ihre Kurven und unterstreichen Sie Ihre Schokoladenseite!“ Genau so spricht man seine Kundinnen an, liebes Otto-Team. Gut gefällt mir auch die Idee, die Tipps nach Jahreszeiten und Anlässen zu ordnen.

Die Modetipps selber sind etwas durchwachsen, und gehen tendenziell noch etwas zu sehr in Richtung konservativ und altbekannt. So wird immer wieder geraten, zu Longblusen oder Tuniken zu greifen, in Kombination mit engen Hosen oder Leggings. Abgesehen davon, dass das quasi die weithin propagierte „dicke Mädels-Uniform ist“, ist der Look nur sehr bedingt aufregend und verhunzt die Proportionen öfter, als das er ihnen schmeichelt. Auch der Vorschlag, im Sommer primär zu langen Kleidern zu greifen, finde ich nicht gänzlich zu Ende gedacht (vor allem, da ich diesen Blogpost an einem Sommerabend schreibe, an denen die Temperaturen ins Tropische tendieren und mir der Stoff eines langen Kleides – so ich denn eines anhätte – an den Beinen kleben würde wie eine Fliege an einer Froschzunge). Sicher, die Maxikleider, die im Moment so in sind, sind auf ihre Art nicht uncharmant, aber auch als barocke Beauty kann man ruhig ein paar kürzere Kleidchen sein eigen nennen, schon alleine als Hitzeschlagsvorbeugung.

Was man auch weglassen könnte, ist die Kaschier-Schiene. Ich weiß schon, es ist gut gemeint, aber ich bin etwas irritiert von Modetipps für Mollige, die mir helfen wollen, schlanker auszusehen. Ich mag meinen Körper, und finde nicht, dass ich mich kleiner machen muss. Auch möchte nie wieder lesen müssen, dass Teile meines Körpers (oder der Körper anderer Frauen) als „unerwünschte Problemzonen“ tituliert werden. Liebes Otto-Team (und alle anderen Modeleute), hier noch mal zum Mitschreiben:

Der nahe Osten ist eine Problem-Zone. Mein Hintern ist es nicht. (Und ja, ich zitiere da aus meinem eigenen Roman).

Bitte streicht in Zukunft diese Art von Formulierungen. Wenn man Frauen einredet, dass sie Teile ihres Körpers verstecken müssen, schadet man ihnen und ihrem Selbstvertrauen.

Das größte Manko der Otto-Modetippseite liegt meiner Ansicht nach aber in der Auswahl der Modefotos. Die Otto-eigenen Bilder zeigen 08/15-Mode an Models, die nicht einmal andeutungsweise Plus-Size haben, was gerade im Vergleich zu dem Fotos mit Cecile und Claudia schmerzlich auffällt. Dabei hat das Versandhaus in Sachen Plus-Mode inzwischen einiges zu bieten: weite Teile der Sheego-Kollektion (inklusive der Anna Scholz-Designs), Nordisches von Junarose, die romantisch-wilden Teile von Joe Browns oder Dirndl, die so hübsch sind, dass ich darin sogar halbwegs freiwillig aufs Oktoberfest ginge … und natürlich passende Schühchen und Täschchen und andere entzückende Accessoires … also, liebes Otto-Team, stellt eure Ware nicht unter den Scheffel, sondern zeigt euren kurvigen Kundinnen, was ihr alles zu bieten habt.

So hübsche Mode gibt es bei Otto – kein Grund also für altbackene Fotos …
So hübsche Mode gibt es bei Otto – kein Grund also für altbackene Fotos …

Sheego selbst bietet seinen Kundinnen übrigen auch ein eigenes Blog – Feel Happy. Zwar gleicht die Seite in Sachen Inhalt eher einem Lifestyle-Magazin – Kurvennews, Kurzinterviews, DIY-Tipps und mehr, aber zwischendrin finden sich auch Styling-Tipps, wie zB dieser Blogpost über verschiedene Figurentypen.

Auch der deutsche Peter Hahn-Versand bietet seinen Kundinnen ein Lifestyle-Blog, mit einer eigenen Unterseite für große Größen. Leider fahren die MacherInnen des Blogs die „Kaschier-Schiene“ teilweise noch wesentlich stärker als die Otto-Seite, und die Models auf den Fotos vieler Beiträge sind außer sehr schlank nur sehr schlank.

Zugegeben, ich bin nicht die Zielgruppe für dieses Versandhaus, die Mode ist für Frauen gedacht, die wesentlich älter oder/und konservativer sind als ich. Trotzdem finde ich den Tenor, der auf dem Blog herrscht, teils wirklich schade. Besonders geärgert habe ich mich letztes Jahr über einen Beitrag mit dem Titel 5 Styling-Tipps für kurvige Frauen. Wer wissen mag, warum ich Tipps und Sprache für alles andere als kurvenfreundlich halte, kann meine Diskussion mit der Verfasserin (bzw einer Verfechterin des Artikels) in den Kommentaren nachlesen. Dabei scheint die Verfasserin des Blogs, Frau Martin-Zick, recht engagiert zu sein in Sachen Plus Size, will offenbar vielen unsicheren Frauen mit ihren Tipps helfen, sich besser anzuziehen. Ob Überschriften wie „10 Jahre und 10 Kilo einfach wegmogeln“ dabei helfen, ist die Frage …

Viel besser gelungen finde ich das Blog der neuen Marke Studio Untold, mit wirklichen Plus-Frauen, frischem Design und Artikeln wie 50 nützliche Modetipps für echte Fashionistas oder darüber, wie man in hohen Schuhen läuft.

Nicht nur ein Blog, sondern auch einen YouTube-Kanal hat SWAK (Sealed with a Kiss) Designs – und die Amerikanerinnen wissen wirklich, wie man’s macht. Neben Stylingtipps und vielen Fotos mit runden Models, mit deren Hilfe man wunderbar sieht, wie die Kleider an einer wirklichen Plus-Size-Frau aussehen, bietet SWAK auch die Video-Serie SWAK in 60 Seconds mit Moderatorin und Fashionista Marci Guevara – mit Tipps von Styling der angebotenen Kleider bis zu DIY-Fashion-Hacks.

Bleibt nur zu hoffen, dass heimische EinkäuferInnen und Marktingmenschen mit Plus-Size-Kompezenz mal bei SWAK vorbeischauen und sich inspirieren lassen …

Tess Holiday sagt es, wie es ist …

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„Dass du dich über meinen Körper lustig machst, wird dich nie zu einem besseren Menschen machen. Es wird nie das Loch schließen, dass Du in dir fühlst, und die Probleme heilen, die du hast, wenn du dich im Spiegel begrachtest. Das wirkliche Thema ist nicht, dass ich fett bin, oder mein Umfang – es geht darum, dass du Angst hast, jemanden zu sehen, der glücklich UND fett ist. Ich muss nicht „repariert“ werden, weil ich nicht kaputt bin“.

Wahre Worte von Model Tess Holiday. Mehr hier …