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Von der Hitze Südarizonas über die deutsche Provinz bis ins vergleichsweise frische Norwegen: Bloggerin und Autorin Whitney Love von Thanks for the Food im Gespräch über nordische Küche, Körperbewusstsein und den Unterschied zwischen Plus-Size-Shopping in Europa und in den USA.

Venus in echt: Wie kann ich dich meinen LeserInnen am besten vorstellen?

Whitney Love: Ich komme ursprünglich aus Tucson, Arizona, USA und lebe inzwischen in Stavanger. Ich schreibe ein englischsprachiges Blog namens „Thanks for the food“, wo ich über traditionelle norwegische Gerichte und norwegischen inspirierte Gerichte, die norwegische Esskultur und das Leben als Expat in Norwegen blogge. Ich zog nach im Jahr 2007 Norwegen, nach fast 2 Jahren in Hannover. Ich liebe Norwegen und kann mir nicht vorstellen, das Land je wieder zu verlassen.

Vor Kurzem ist Dein neues Buch erschienen.

Seit 2006 habe ich vier Bücher veröffentlicht. Mein neuestes heißt „Takk for Maten: Die kulinarischen Abenteuer einer Amerikanerin in Norwegen“. Es ist ein Kochbuch über traditionelle norwegische Lebensmittel und über das Essen in Norwegen. Ich schrieb das Kochbuch, weil ich von meinen LeserInnen immer wieder nach einer Anleitung zum norwegischen Kochen und nach meinen Lieblingsrezepten außerhalb des Blogs gefragt wurde. Ich dachte auch, dass es an der Zeit war, meine „Liebeserklärung“ an Norwegen zu schreiben, und danke zu sagen für die letzen Jahre, für das gute Essen, und dafür, dass ich mir hier mein Leben aufbauen konnte.

 

Takk for maten – Thanks for the food. Die kulinarischen Abenteuer einer Amerikanerin in Norwegen.
Takk for maten – Thanks for the food. Die kulinarischen Abenteuer einer Amerikanerin in Norwegen.

Was heißt Plus Size Lifestyle für Dich?

Egal wer man ist oder wie man aussieht, meiner Meinung nach ist es wichtig, das Leben immer mit einem Sinn für Humor und mit Zuversicht anzugehen. Ich habe mir immer geschworen, mich in keinem Bereich meines Lebens mit halben Sachen zufrieden zu geben – weder wegen meiner Körpergröße, oder wegen der Vorurteile anderer Leute meine Figur gegenüber. Ich hatte immer viele Freunde hatte und bin sozial gut vernetzt und präsent, und ich denke, meine Einstellung in Sachen Anderssein hat mir geholfen, mir ein Leben aufzubauen, dass ich wirklich liebe.

Wenn du Plus-Size-Lebensstil in den USA und in Norwegen vergleichst – was ist anders, was ist gleich?

Der Hauptunterschied liegt natürlich beim Einkaufen von Kleidung. Ich bin nicht nur üppig , sondern auch groß (180 cm), so dass ich in Norwegen wirklich kämpfe, Hosen zu finden, die sowohl meinen Kurven passen als auch lang genug für meine Beine sind. Bei Schuhen ist es dasselbe. Es ist wirklich eine Herausforderung, in Norwegen Schuhe in meiner Größe zu finden, obwohl die meisten aus Deutschland importiert werden. Ich kaufe die meisten meiner Kleidungsstücke in Großbritannien oder in den USA.

Gibt es auch Ausnahmen?

Ja, die Norweger sind sehr sportlich, und ich finde hier leichter Sportbekleidung in meiner Größe als in den USA, zumindest im Vergleich zu 2005, bevor ich weggezogen bin. Die Dinge mögen sich in den Staaten geändert haben, aber die meisten meiner Sport-Outfits kaufe ich in hier in Norwegen. Man kann hier sogar Plus-Size-Bikinis und Badeanzüge von der Stange kaufen– das sagt auf jeden Fall etwas über die Einstellung zu Frauenkörpern hier in Norwegen aus.

Ich würde sagen, dass trotz der hohen Stellenwerts von Sport die Plus-Größen hier nicht so stigmatisiert werden wie in den USA oder in Deutschland – aber es gibt hier auch weniger übergewichtige Menschen. Die Ministerpräsidentin von Norwegen, Erna Solberg ist aber ziemlich kurvig, wie viele andere hochkarätige Frauen in Politik, Wirtschaft und Kunst.

Ein paar kleinere, aber trotzdem tolle amerikanische Designer, die ich liebe, sind Monif C (das Marilyn-Wickelkleid ist tolles Basisteil für den Sommer und für Reisen – ich habe zwei davon) und Jibri . Ich habe letztens ein paar Teile auf eShakti beäugt, die haben auf die individuelle Figur zugeschnittene Teile bis zur US-Größe 36 (EU 66). Außerdem habe ich seit einer Weile ein Auge auf ein paar Schuhe von Barefoot Tess geworfen, habe aber noch nicht von ihnen gekauft .

Mein Hauptratschlag für Plus-Frauen ist, alles über ihre Proportionen zu lernen, und herauszufinden, was zu ihnen passt. Ich habe sehr lange Beine, und finde alles großartig, was meine Größe betont und die Tatsache versteckt, dass mein Oberkörper eher kurz ist. Wenn nötig, lasse ich Sachen auch in einer Schneiderei ändern – ich muss mir Kleidung recht oft in der Taille enger nähen lassen.

Du hast in Norwegen mit dem Skifahren begonnen. Was für Workout magst du noch?

Ich liebe meinen Spinning-Kurs und Body-Pump, eine Fitness-Klasse mit Gewichtheben. Ich versuchte, mindestens dreimal pro Woche ins Fitnesscenter zu gehen, vor allem, um mein Energielevel zu heben, Stress abzubauen und meine Schlafgewohnheiten zu verbessern. Außerdem ist es gut für mein Sozialleben, ich kann meine Freunde dort treffen, und meinen Freund. Was das Workout selbst angeht, versuche ich mich, mich auf all die Vorteile zu konzentrieren, die nichts mit dem Gewicht zu tun haben, und mich so zu motivieren.

Hat der Umzug nach Europa Deine Sicht auf Deinen Körper geändert? Wenn ja, wie?

Meiner Erfahrung nach war es in den USA keine so schlechte Sache, ein bisschen mehr Fleisch auf den Knochen zu haben (bis zu einem gewissen Punkt, natürlich). In Europa ist es anders. Hier spüre ich, dass Frauen im Allgemeinen sehr unter Druck stehen, dünn zu sein, lange blonde Haare zu haben und so weiter, und nicht nur als Teenager. Ich denke, ich habe diesem Druck bis zu einem gewissen Punkt Widerstand geleistet , aber ich bin mir meines Körpertyps und meines Gewichts viel mehr bewusst, seit ich 2005 hierher gezogen bin.

Es ist wirklich schwierig in Europa, modische Kleidung jenseits von Größe von 40 oder 42 finden (und Schuhe jenseits von Größe 40), was schade ist. Alle Frauen wollen sich doch sexy und stark und wohl fühlen – wo sind die Kleider für die Frauen, die zufällig mehr als Größe 42 tragen? Oder Schuhe für eine Frau wie mich, mit mehr als Schuhgröße 40?

Plus-Size-Schönheit: Was sind Deine bestengehüteten Geheimnisse ?

Das wichtigste ist, Selbstvertrauen zu haben, und aufzuhören, sich mit anderen Frauen zu vergleichen. Ich weiß, das klingt nach einem Klischee, und langweilig – aber es ist wahr . Wenn Du selbstbewusst sein willst, dann sei es! Finde heraus, was du an dir selbst liebst, oder zumindest ein wenig magst, und fokussiere dich darauf.

Abgesehen davon: viel Wasser trinken, industriell verarbeitete Lebensmittel meiden, sich genug bewegen, sich genug ausruhen, Feuchtigkeitscreme benützen und ab und zu auch mal Spaß haben.

 

(c) Whitney Love
(c) Whitney Love