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Monatsarchiv: Oktober 2015

Gedanken zum Thema Basics

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Einer der Unsitten von Modezeitschriften (und, leider, auch von einigen Blogs) ist, dass sie einem erklären wollen, ohne welche Basic-Teile kein Kleiderschrank auskommt. Ich finde diese Rigidität immer einen Hauch ermüdend, schon allein deshalb, weil ich mir grundsätzlich nicht gerne etwas vorschreiben lasse, schon gar nicht in Sachen Dresscode. (Man muss nur meine Vorgesetzten vom Hotelrezeptions-Sommerjob fragen, wo mein verhasstes Schultertuch mehrere Saisonen verbracht hat. Kleiner Tipp: allerhinterste Schublade, meist mit meinem Namensschild obendrauf. Aber ich schweife ab).

Ich finde diese Aufzählung der Must-have-Artikel auch deshalb unnötig, weil sie irgendwie alle Frauen über einen Kamm scheren, und das ist natürlich nicht hilfreich. Eine Freelancerin im Kreativbereich hat eine andere Garderobe als eine Bankerin, die Assistenzärztin wird wohl andere Teile einkaufen als die Handelsreisende oder die Biobäuerin (die in viele Artikeln zitierten Basics Schwarzer Blazer/weiße Bluse habe ich seit meinem Rezeptionsnebenjob nicht mehr getragen, und das ist ein gutes Jahrzehnt her).

 

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In meinem Arbeitszimmer im Haus der Slowakischen Schriftsteller, Hohe Tatra

Wobei ich die Idee von Basics nicht grundlegend schlecht finde – ein paar Grundsatz-Teile, die zu fast allem im Schrank passen, können einem oft Zeit und Geld sparen und das Leben einfacher machen. Man muss nur rausfinden, welche Teile man genau braucht. Anstatt Frauen also was vorzuschreiben, kann man sie vielleicht inspirieren, sich über ihre ganz persönliche Kleiderschrank-Grundausstattung Gedanken zu machen. Hier ein paar Fragen, die mir geholfen haben.

  • Was sind die Teile, die man am häufigsten trägt?
  • Welche Grundfarbe(n) hat die Garderobe? (Öhmm … schwarz?)
  • Hat man eine Vorliebe für ungewöhnliche Teile, weiß aber oft nicht, wie man sie kombinieren kann? Statt diese textilen Leckerbissen seufzend wieder an den Ständer zurückzuhängen, kann man sich überlegen, in eine schlichte Hose oder ein klassischen Rock bzw ein unauffälligen Top zu investieren, mit denen sich all den Exoten im Schrank tragen lassen.
  • Ist man viel unterwegs? Braucht man Sachen, die wenig Platz im Koffer wegnehmen und nicht knittern? Wie lassen sich die Sachen kombinieren, damit man mit möglichst wenig Garderobe möglichst viele Gelegenheiten abdecken kann?)
  • Wie weit wohnt man von der nächsten Reinigung weg, bzw wie scharf ist man aufs Bügeln? (Meine Antwort: Gar nicht. Das letzte Mal hatte ich vor drei Jahren ein Bügeleisen in der Hand, im Rahmen der Textildruckwerkstatt auf der Kunstuni).

Für mich sind einerseits schlichte, einfärbige Skater-Kleider wichtige Basic-Teile, anderseits schwarze Stoffleggings. Erstere sind im letzten Jahr oder so ein wichtiger Garderoben-Bestandteil geworden, auch, weil ich so viel unterwegs war wie nie, und in meinem Koffer neben Kleidung auch Laptop, Bücher, Unterlagen usw Platz finden müssen. Skaterkleider lassen sich fein kombinieren, und je nach Accessoires passen sie zu so ziemlich jedem Anlass. Ich habe in ihnen die Oxford Street und den Glastonbury Tor bezwungen, Interviews über Interviews für meinen Roman geführt, und sie zum Afternoon Tea in London genauso ausgeführt wie zum Marktbummel in Berlin, einem Theaterevent in Prag oder zum Museumsbesuch in Wien.

 

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Versuch eines Selfies im Mikro-Spiegel

Leggings mag nicht etwa, weil ich eine Anhängerin der klassischen „Dicke-Mädchen-Uniform“, also Tunika und Leggings wäre (brrrr), sondern weil ich Sommer wie Winter fast nur Kleider oder Röcke trage (Hosen sind etwas fürs Männervolk), und die Leggings oft wärmer und pflegeleichter sind als Strumpfhosen. (Abgesehen ist es nicht immer leicht, eine gut sitzende Strumpfhose in 50/52 zu finden, vor allem auf Reisen). Ich trage ab und an auch mal Jeans unter die Kleider, und ich mag die Kombo sehr. Erstens sie sehr praktisch, vor allem auf Reisen – man sieht fein aus, kann sich aber auch mal draußen hinsetzen, friert weniger, und meine geliebten Skaterkleider und die Leggings und Jeans lassen sich wunderbar einrollen und knitterfrei transportieren. (Außerdem ist der Look irgendwie sehr Khaleesi).

 

Lesen & Stoff
Lesen & Stoff

Leggings und Jeans haben allerdings den Nachteil, das sie nicht immer ganz edel aussehen, egal wie neu sie sind. Also wollte ich probieren, wie die Kleid-Kombo mit einer schlichten, engen schwarzen Stoffhose aussieht (vielen lieben Dank an Navabi für das zur Verfügung stellen des Modells von Zhenzhi), und ich muss sagen, ich mag den Look – es lässt das Outfit doch etwas eleganter aussehen. Außerdem hat die Hose keinen Zip, das heißt, sie ist wunderbar bequem, auch wenn man länger sitzt und schreibt, und das tue ich im Moment, weil ich ein einmonatiges Schreibstipendium bekommen habe und in einem Schriftstellerrefugium in der Gebirgswelt der Hohen Tatra weile …

Hose: Zhenzhi bei Navabi

Skaterkleid s/w & Gürtel: Yours Clothing

Schwarzes Skaterkleid & Langarmshirt: alt, ähnliches hier

Tuch: DIY, Stoff vom Maybachufermarkt, Berlin

Plus Size Shopping Tipps London

 

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Wenn man aus Wien kommt, wo die Auswahl an brauchbaren Plus-Shops mehr oder minder auf eine Boutique und vielleicht auch noch Hasi & Mausi (für NichtwienerInnen: H&M) beschränkt ist, freut man sich immer, in Städte zu kommen, die über nicht-virtuelle Plus Shops verfügen, sprich Läden, wo man tatsächlich auch hineingehen und die Teile auch anprobieren kann. Da ich die britischenPlus-Labels wegen ihrer femininen Mode sehr mag, finde ich es immer fein, nach Großbritannien zu kommen.

Nun war ich Ende August/Anfang September zwar in erster Linie wegen Recherchen für meinen neuen Roman in London und Umgebung. Trotzdem intensiven Materialsammelns habe ich aber auch die Gelegenheit gefunden, in ein, zwei Geschäften vorbeizuschauen – nicht nur, um nach neuen Teilen Ausschau zu halten, sondern auch, damit ich diverse Sachen anprobieren und meine aktuellen Größen kenne, was das Online-Shopping ja auch um einiges einfacher macht. Hier also meine Shopping Tipps für alle, die an an die Themse verschlägt.

Übrigens: die meisten Plus-Shops bieten an, Waren ins Geschäft zu bestellen, wenn sie sie gerade nicht lagernd haben. Wenn man länger als nur ein, zwei Tage bleibt, ist das durchaus eine Option …

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Oxford Street

Ja, die Haupteinkaufsmeile von London Mitte ist laut, überlaufen und auch sonst eher anstrengend. Trotzdem können sich üppige Fashionistas ins Getümmel wagen, die Oxford Street bietet nämlich eine halbwegs brauchbare Auswahl in Sachen Plus Size Shopping. Außerdem haben viele der Geschäfte bis 21h offen, das heißt, man kann den Tag im Museum verbringen und sich dann am frühen Abend zum Einkaufen aufmachen.

Evans

Ganz am Anfang (oder Ende) der Oxford Street, bei Marble Arch findet sich eine Evans-Filliale mit Schuh- und Dessous Abteilung und netten Verkäuferinnen.

252-258 Oxford Street

Simply Be

In der Nähe des Oxford Circus größter Simply Be-Shop Großbritanniens, zwei Stockwerke Damenmode (plus Schuhe und Dessous), ein Stockwerk für die Herren.

138-140 Oxford street

New Look

In der Filliale beim Oxford Circus haben sie eine brauchbare Plus-Abteilung („Inspire“, zweiter Stock), außerdem ziemlich eine Schuhabteilung mit vielen Schuhen für breitere Füße („wider with“).

203-207 Oxford Street

Marks & Spencers, Debbenhams

Große Auswahl in Sachen Dessous bis 90 G. Allerdings hängen bei M&S die jüngeren, hübscheren Plus-BHs nicht immer auf den für große BHs reservierten Ständern – lieber eine Verkäuferin fragen, bevor man an den Omamodellen verzweifelt und mit leeren Händen rausmarschiert.

Topshop

Leider keine Plus-Mode, aber durchaus interessante Accessoires.

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Extra-Tipps für hungrige Shopperinnen:

1, Die Kette Natsu verkauft eine halbe Stunde vor dem Schließen Sushi & Co zum halben Preis ab – beim gegenwärtigen Wechselkurs und den Londoner Preisen sollte man also auf das Sale-Schild vor den Fillialen achten.

2, Viele Marks & Spencers-Fillialen bieten (vergleichweise) günstig Afternoon Tea mit Scones und Sandwiches an, als kleine Stärkung für zwischendurch.

 Kleines, feines pick-me-up: Tee & Sandwiches bei M&S. Ich esse zwar wenig Süßes, aber ein Sconechen in Ehren …
Kleines, feines pick-me-up: Tee & Sandwiches bei M&S. Ich esse zwar wenig Süßes, aber ein Sconechen in Ehren …

Surrey Quays

Yours Clothing ist (noch) nicht auf der Oxford Street vertreten, hat aber zumindest eine Filliale, die halbwegs zentral gelegen ist, wenn auch südlich der Themse. Andere Plus-Stores finden sich meiner Recherche nach in dem kleinen Shopping Center leider nicht, aber zumindest ein paar Drogeries wie Boots.

Surrey Quays Shopping Centre, Redriff Rd, Southwark. Ubahn oder Overground bis Canada Water

Camden Lock

Einige der Läden mit Gothic und Vintage-inspirierter Mode innerhalb der Märkte und auf der Camden High Street führen durchaus Plus-Outfits (zB die Retro-Kleider von Hellbunny, die bis Gr. 52 gehen). Einfach mutig sein, hineingehen und sich überraschen lassen.

Extra-Tipp: Charity-Shops & Flohmärkte

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Hackney flea market in Stoke Newington, nördliches EastendOxfam und wie sie alle heißen, aus dem Straßenbild Londons sind die Second-Hand-Läden, die für wohltätige Zwecke sammeln, nicht mehr wegzudenken. Zu Recht: Neben Mode in unterschiedlichen Größen kann man dort auch feine Accessoire-Schnäppchen um wenige Pfund machen. Hin und wieder sind die Taschen und Ohrringe noch nicht einmal gebraucht – ich habe in einem Charity-Laden auf der Kingsland Road ein neues, mit Perlen und Pailetten besticktes Täschchen für 5 Pfund gefunden.

Auch auf Flohmärkten finden sich bekanntlich immer wieder nette Accessoires und andere Schnäppchen (ich habe auch einen Stand mit ausgestopften Tieren und Menschenknochen aus Anatomiesammlungen gefunden, aber das ist eine andere Geschichte). Aktuelle Flohmärkte findet man über Time Out – entweder online oder in den Heften, die in vielen Cafés und Geschäften aufliegen.

PS: Angeblich hat die TK Maxx-Filliale bei Hammersmith größere Größen. In den Innenstadt-Fillialen hab ich jedenfalls nichts gesehen, was über Größe 46 hinausgeht …

(Alle Fotos (c) Rhea Krcmárová)