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Rund & Fit

Ja, bitte! This girl can Video

 

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Kurvenfrauen und Plus Size FitnessexpertInnen beschweren sich zu recht, dass die Fitnessindustrie immer nur einen bestimmten Körpertyp darstellt, und die Existenz aller SportlerInnen, die nicht aussehen wie eine Poledance-Königin oder ein Yoga-Star, der quasi im Fitnesscenter lebt, ignorieren.

Ganz anders das phantastische Video der britischen Kampagne This girl can. Der Clips zeigt Frauen aller Ethnien und aller Körpertypen beim Sport – die Yogagöttin und die Waldelfe genauso wie die mollige Tänzerin oder runde Schwimmerinnen. Man sieht Schweißflecken und vor Bewegung gut durchblutete Gesichter und Körperröllchen und Cellulite. Das Motto von This girl can: „Frauen zu inspireren, zu wackeln, sich zu schütteln und sich zu bewegen – egal, wie sie aussehen und ob sie schwitzen – und zu beweisen, dass Vorurteile eine Barriere sind, die man überwinden kann.“

Wunderbare Botschaft, liebes Team von this girl can. Bitte mehr davon.

Lieblingslinks Dezember

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Für alle, die für ein Weilchen dem Vorweihnachtswahnsinn entkommen wollen, und neugierig sind, was sich im Web in Sachen Plus Size und Body Love so tut …

Auf Deutsch:

  • Tanja von Kurvenrausch macht sich Gedanken über ihre Erfahrungen als Kandidatin bei Shopping Queen und über manche hässlichen Publikumsreaktionen
  • „Brüste, die wir in den Medien sehen, sind perfekt. Aber auch nur, weil sie per Photoshop auf Perfektion getrimmt wurden“ Brigitte-Bericht über das Fotoprojekt Bare Reality, dass echte Frauenbrüste zeigt

Auf Englisch:

  • Schwere Schummelei: Plus Size Models sind oft einfach nur schlanke Damen, die vor dem Shooting mit Polsterung dicker gemacht werden (das erklärt auch, warum „Plus“-Models so oft keinen sichtbaren Bauch haben …)
  • Warum es beim Thema Gesundheit um weit mehr als um „gesundes Essen“ geht und warum Diäten das soziale Betäubungsmittel unserer Zeit sind: Essay in der Irish Times

Movie Star by The Glamazons (Official Music Video)


Elly Kellner – Decent – Deugdelijk – English subs (2014)
Eine Plus-Frau als Werbe-Heldin? So geht´s …

Vorschau der Tanzproduktion Nothing to Lose, Sydney Festival 2015

Unterstützenswert: Plus Size Fitness DVD

 

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Die Kanadierin Louise Green kennen Leserinnen von venusinecht.com ja schon von ihrem spannenden Interview im Frühling. Neu ist, dass die Besitzerin einer Fitnesscenterkette für Plus Size Frauen und Expertin zum Thema rund und fit ihre Botschaft weltweit verbreiten will, und zwar mit einer Workout-DVD speziell für Frauen ab Größe 42. Gute Idee, schließlich gibt es nicht nur so gut wie keine Workout-Videos für Menschen mit mehr, und außerdem können nicht alle sportinteressierten Curvies nach Nord-Nordamerika pilgern, um mit Louise und ihrem Team zu arbeiten. Also hat Louise ein Workut-Video speziell für Plus-Damen gedreht, und zwar für alle Fitness-Level. Sogar für sehr untrainierte Frauen, oder solche, die sich von einer Verletzung erholen, ist etwas dabei: ein rundes Fitness-Model zeigt Variationen der Übungen im Sitzen.

Jetzt kann man Louise und ihr Team dabei unterstützen, das Video als Download oder DVD an die Frau zu bringen: Green sammet auf Indiegogo Geld für die Post-Produktion und das Marketing. Mit feinen Belohnungen: für 25 kanadische Dollar z.B. (weniger als 18 Euro) kann man das Video runterladen, und zwar noch vor der offiziellen Veröffentlichung.

Einziger Nachteil: das Video gibt es bis her nur auf Englisch. Aber we weiß, was passiert, wenn es eine größere Nachfrage aus dem deutschsprachigen Raum gibt …

Girlcrush: Hanne Blank

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Zu behaupten, Hanne Blank hätte mein Leben gerettet, ist vielleicht etwas übertrieben, aber ihr Buch Big Big Love war ein wichtiger Schritt auf meinem Weg zur Heilung. Als ich mit Anfang 20 mit PCOS (also eine Hormonstörung, die sich u.a. durch Eierstockzysten und schnelle Gewichtszunahme ausdrückt) diagnostiziert wurde, wusste ich nicht, was das eigentlich bedeutete. Meine Gynäkologin verschrieb mir die Pille, sagte mir, ich könnte wohl auf natürlichem Weg nicht schwanger werden, und das war es. Da in meinem Umfeld auch niemand Bescheid wusste und das Netz noch nicht mit medizinischen Infos vollgestopft war, nahm ich es hin, froh, dass es mir durch die Hormonbombe namens Diane zumindest psychisch ein wenig besser ging und ich nicht mehr drei Monate lang durchblutete.

Drei oder vier Jahre später, nach einem Burnout und schon auf meinem Weg aus der Essstörung und dem Selbsthass, fand ich Hanne Blanks Buch, und darin unter anderem Infos über PCOS, über den Zusammenhang mit Insulinresistenz und meinem Gewicht und mehr. Mir wurde klar, dass ich nicht alleine bin, dass zwischen 5 und 10% der Frauen unter PCOS litten. Ich fing an zu recherchieren (gottseidank hatte sich im Web in der Zwischenzeit vieles getan), mich durch dicke engliche Fachbücher durchzubeißen, und fand einen Gynäkologen, der mich von der Pille zu Progesteron wechseln ließ (Merke: wenn Du nach drei Nachmittagen im Netz mehr über deinen Zustand weißt als dein Arzt / deine Ärztin, ist es eine gute Zeit, zu gehen).

Dass sich meine Hormone inzwischen beruhigt haben, ich das Progesteron nach ein paar Jahren langsam absetzen konnte und seit einigen Jahren sogar (yep, nennen wir es ruhig ein kleines Wunder) symptomfrei bin, habe ich unter anderem Hanne Blank und ihrem wunderbaren Buch zu verdanken. Bei meiner Recherche für meinen Roman Venus in echt habe ich dann die völlig umbearbeitete Neuauflage von Big Big Love entdeckt, und Hannes neues Buch, The Unapologetic Fat Girl’s Guide to Exercise and Other Incendiary Acts (mehr darüber demnächst).

Hanne Blank ist nicht nur eine kluge, gewitzte Frau, sondern eine Denkerin, die es schafft, diverse Welten und Themen unter einen Hut zu bringen. Das merkt man auch daran, dass ihre Texte in so unterschiedlichen Zeitschriften wie dem Penthouse und dem feministischen Magazin Bitch erscheinen. Sie beschreibt sich die als eine Frau, die ihre Zeit dort verbringt, wo die Themen Körper, Selbst und Kultur einander berühren. Sie denkt darüber nach, studiert, schreibt und hält Vorträge.

Lustvoll balanciert sie zwischen Mainstream und akademischen Kreisen und über dem Abgrund zwischen Körper und Geist. Sie veröffentlichte (unter anderem) historische Werke über die (überraschend kurze) Geschichte der Heterosexualität (Straight: The Surprisingly Short History of Heterosexuality) und die der Jungfräulichkeit (Virgin: The Untouched History). Ihre Bücher zum Thema Körper und Akzeptanz The Unapologetic Fat Girl’s Guide to Exercise and Other Incendiary Acts und Big Big Love: A Sex and Relationships Guide for People of Size (and Those Who Love Them) sind inzwischen Klassiker.

Hanne lehrte lange am Institute for Teaching and Research on Women an der Towson University. Seitdem unterrichte sie an diversen Hochschulen, unter anderem Brandeis and Tufts. Zur Zeit arbeitet sie an ihrer Doktorarbeit in Geschichten an der Emory University in Atlanta, Georgia.

 

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Erzählen Sie mir bitte von Ihrem Weg zur Selbstliebe.

Ich weiß nicht, ob ich einen habe. Bei mir ist es eher eine Kombination aus lebenslanger Verwirrung und Ärger darüber, wie ich und andere Leute behandelt wurden und werden, weil wir körperlich anders sind – einschließlich, aber nicht ausschließlich, weil wir fett sind.

Alles, was ich in Sachen Aktivismus rund um dicke Körper gemacht habe, stammt daher, weil ich frustriert und wütend darüber bin und auch nicht verstehe, warum dicke Menschen und ihre Körper so massiv mies behandelt werden.

Mich frustriert es manchmal, dass beim Thema Selbstakzeptanz oft von einer „Reise“ gesprochen wird, als wäre es eine lineare, eine gerade Bewegung, die bestimmt ist, an einem bestimmten Punkt zu enden. Das ist es nicht. Es gibt keinen magischen Ort, an dem du ankommst und wo alles wunderschön ist und wo dir nichts mehr weh tut, weil du gelernt hast, dich einfach selbst zu lieben oder zu akzeptieren. Was es gibt, ist die Möglichkeit, zu lernen, besser mit allem umzugehen, seine Grenzen besser zu setzen, sich trotz allem selbst zu respektieren und zu schätzen, und sein Leben weiterzuleben.

Statt body love bevorzugen Sie das Wort Respekt. Warum das?

Vereinfacht gesagt, weil Respekt einen weiter bringt als Liebe, und es viel realistischer ist, von sich selbst Respekt zu erwarten als Liebe. Liebe ist ein Gefühl. Man kann sich (oder jemanden anderen) nicht dazu zwingen, ein bestimmtes Gefühl zu einem bestimmten Thema und zu einem bestimmten Zeitpunkt zu empfinden. Respekt ist eine Einstellung, eine Reihe an verschiedenen Zugängen zu etwas. Man kann sich tatsächlich auf Aufforderung hin respektvoll benehmen. Man kann auch etwas respektieren, was man nicht unbedingt mag oder genießt. Viele Menschen mögen ihre Körper nicht, und wollen oder können sie nicht genießen. Das kann sie daran hindern, ihre Körper zu lieben. Respekt verlangt nicht und setzt nicht voraus, das man etwas liebt. Man kann sich und seinen Körper trotzdem respektvoll behandeln.

Was hat Sie motiviert, The Unapologetic Fat Girl’s Guide to Exercise and Other Incendiary Acts (In etwa: Ein Handbuch für Sport und andere aufwieglerische Aktionen für dicke Mädels, die sich nicht entschuldigen) zu schreiben.

Als jemand, die regelmäßig trainiert und fett ist, habe ich mir gedacht, wie nett es wäre, ein Buch zum Thema Sport zu haben, wo keine Unterstellungen über darüber gemacht würden, warum man trainiert, und das einfach nur aufmunternd und hilfreich ist. Ich habe mir auch überlegt, was für eine Art von Buch ich hilfreich gefunden hätte, als ich mit dem Sport angefangen habe.

Was für Workout haben Sie am liebsten, und warum?

Ich gehe viel, benütze einen Crosstrainer, hebe Gewichte, und manchmal schwimme ich, oder/und mache kräftigendes Yoga. Ich trainiere am liebsten alleine, und ich mag Sportarten, bei denen ich den Rest der Welt quasi meditativ ausschließen kann. Bewegungen, sie sich wiederholen, finde ich beruhigend und entspannend

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Welche Wörter würden Sie benützen, um sich zu beschreiben?

Weiß. Weiblich. Fett. Cisgender. Tätowiert. Femme. (Anm. Cisgender ist das Gegenteil von Transgender, also Menschen, die z.B .als Frau geboren wurden und sich auch so empfinden).

Was halten Sie vom Wörtchen fett?

Ich denke, es ist ein robustes und nützliches kleines Wort. Es hat einen so viel schlechteren Ruf, als es verdienst, weil Leute darauf bestehen, es als Beleidigung und als Waffe zu verwenden. Ich benütze es frei und akkurat und positiv, und das sollten alle tun.

Welche Frauen finden Sie inspirierend (egal ob kurvig oder nicht).

Frauen, die ihr Leben gut leben, die wild und leidenschaftlich lieben, die daran arbeiten, die Welt als einen besseren Ort zu hinterlassen, als sie ihn vorgefunden haben. Ich habe die Ehre, viele solche Frauen zu kennen. Namen aufzuzählen scheint mir zu nahe an einem Beliebtheitswettbewerb, und außerdem, die meisten Frauen, die mich inspirieren, sind keine Menschen, deren Namen jedermann kennt. Sie dürfen mir aber glauben, sie sind wundervoll.

Was sind Ihre liebsten Online-Ressourcen für Frauen, kurvig oder nicht?

Die wenigsten meiner Ressourcen sind nur für ein Geschlecht bestimmt … ich habe aber ein paar feministische Blogs ziemlich lieb: Crunk Feminism, Sociological Images – solche Sachen.

Woran arbeiten Sie gerade?

An meiner Doktorarbeit über die feministische / lesbisch-feministische Geschichte von Gesundheit. Dann an einem Nebenprojekt zur Geschichte von Trauma als Diagnose. An Essays über Feminismus und Homosexualität. An Essays über das Singen. An einem langen Essay über M.F.K. Fisher, der diesen Herbst erscheint, und ich überlege mir, begleitend Essays über Clementine Paddleford and Julia Child zu schreiben.

Wo können meine Leserinnen Sie online finden?

Am besten auf Facebook, oder meiner Homepage. Manchmal bin ich auch auf Twitter.

Gibt es noch etwas, was Ihnen in der Seele brennt und Sie meinen LeserInnen sagen wollen?

Macht, was eure Seele glücklich macht. Fett zu sein ist so ein langweiliger Grund, um es nicht wenigstens zu versuchen.

Wo sie recht hat …

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Save the Date: Body-Love-Workshop 11. & 16.10. Berlin

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Immer mehr Frauen – aber auch Männer – sind mit ihrem Körper unglücklich. Kein Wunder, wir leben in einer Gesellschaft, in der die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper fast schon zum guten Ton gehört. Eine Entwicklung, die mehr als bedenklich ist: die Zahl der Essstörungen und Körperwahrnehmungsstörungen nimmt immer mehr zu, und immer mehr Menschen fühlen sich in ihrem Körper gefangen und von ihm entfremdet, landen in einer Warteschleife zum eigenen Leben, und selbst, wenn sie nur eine leichte Dauerunzufriedenheit empfinden, raubt es ihnen Energie und Lebensqualität.

Gleichzeitig entwicklelt sichweltweit aber eine Bodylove-Beweegung, die sich dem ungesunden Körperbildern entgegenstellt. Warum Bodylove so wichtig und geradezu revolutionär ist, diskutiere ich gemeinsam mit Plus-Bloggerin, Sytlistin und Aqua-Zumba-Lehrerin Maria González Leal (Body Mary) im Rahmen der Woche der Seelischen Gesundheit in Berlin. Der Titel unserer beiden Workshops heißt: “Radical Bodylove” – Warum uns unsere Schönheitsideale krank machen und wie man lernt sich selbst zu lieben.“ Wir diskutieren die Gründe und Hintergründe für die Unzufriedenheitsepidemie, beleuchten, warum so wenige Frauen ihre Körper wirklich mögen und warum wir mit unseren Körper immer unglücklicher werden. Wir berichten über die neue Body-Love-Bewegung, und unsere persönlichen Lösungen und Strategien, um sich in sich und mit sich wieder glücklicher zu fühlen …

Wann: Am 11. Oktober 2014 von 15:00 Uhr bis 17:00 Uhr und am 16. Oktober 2014 von 11:00 Uhr bis 13:00 Uhr

Wo: PHANTALISA – Raum für Mädchen und junge Frauen, Kadiner Straße 9 in 10243 Berlin-Friedrichshain

Eintritt: Freie Spende

Mehr Info: 8. Berliner Woche der Seelischen Gesundheit und demnächst hier

 

Girlcrush: Louise Green, Expertin für Plus Size Fitness

Louise Green, Plus Size Athletin und Begründerin der Body Exchange Fitnesskette
Louise Green, Plus Size Athletin und Begründerin der Body Exchange Fitnesskette

Meine Reise zur Body Love Conference hat mir viele, viele Inspirationen und positive Eindrücke geschenkt. Eine meiner Lieblingserinnerungen ist die an Louise Greens Vortrag über Plus-Fitness, und ich freue mich, dass die viel beschäftigte Kanadierin Zeit gefunden hat, ihre Erfahrungen und Einsichten zum Thema „rund und fit“ mit mir zu teilen. Schließlich ist sie nicht nur der lebende Beweis dafür, dass man auch als mollige Frau eine erfolgreiche Athletin sein kann. In ihrer Fitnesscenter-Kette Body Exchange bringt Louise Plus-Size-Menschen die Freuden der Bewegung näher, abseits von veralteten Konzepten wie Diätdruck und Kalorienwahn.

Durch ihre jahrelange Erfahrung auf dem Gebiet ist Louise Green inzwischen eine weltweit anerkannte Expertin zum Thema „fit und fett“, und eine der führernden Stimmen der body advocacy (frei übersetzt Körper-Akzeptanz)-Bewegung. Durch ihre Ausbildung als Personal Trainerin, sowohl für Gruppen als auch für Einzelklienten, und ihre eigene erfolgreiche Sportlerkarriere boxt sie unsinnige Vorturteile erfolgreich k.o. In einer Welt, die schwerere Körper immer noch ausgrenzt, ist sie eine Plus-Size-Botschafterin, und der lebende Beweis dafür, dass die gesellschaftlichen Denkmuster in Bezug auf untypische, sprich nicht dünne Körper schlicht und ergreifend falsch sind. Louise glaubt daran, dass jeder Körper unbegrenztes Potential hat, unabhängig von seiner Form und seinem Geweicht, und sie beweist wieder und wieder, dass sie Recht hat. Ihr Motto lautet: „Deine Kleidergröße bestimmt deine athletischen Träume nicht“, und das ist doch schon ziemlich revolutionär.Wenn sie nicht gerade Halbmarathons läuft oder auf Schiern die Hänge diverser kanadischer Berge hinunterflitzt, betreibt sie bei Fitnessfirmen wie Nike und Addidas Lobbying, damit die Konzerne endlich Athleten aller Körpertypen in ihre Werbung aufnehmen. Und ihre Botschaft wird langsam gehört, Artikel mit und über Louise erschienen unter anderem im Time Magazine, der New York Times, der Daily Mail, bei Yahoo, der Huffington Post, und bei xoJane.

Louise ist nicht nur die Gründerin der Fitnesscenter-Kette Body Exchange (mit sechs Standorten in Kanada), die sich auf mollige und dicke Kundinnen spezialisiert hat. Sie sich auch noch Bloggerin, Coach und Body Love-Aktivistin. Ihr neuestes Projekt ist ein Online-Fitnessprogramm mit dem Titel „5000 Meter für jede Frau – ein Leitfaden für big girls vom Start bis zur Ziellinie“, das im Herbst 2014 auf den Markt kommt. Ihr Buch „Limitless“ wird 2015 erscheinen.

 

Mitglieder von Body Exchange beim fröhlichen Training in der kanadischen Natur
Mitglieder von Body Exchange beim fröhlichen Training in der kanadischen Natur

VIE: Louise, erzähl uns von deiner Mission, deiner Vision?

LG: Meine Mission und Vision – und die von Body Exchange – ist, die gesellschaftlichen Sichtweisen von Plus Size Frauen zu ignorieren, und als Vorreiter ein innovatives, athletisches Trainingsprogramm zu erschaffen, das Frauen mit jedem Körpertyp die Möglichkeit gibt, ihren wahren körperlichen Bestzustand zu erreichen, und zu ihrer eigenen Stärke zu finden.

Welche Sportarten genießt du selbst, und warum?

Ich trainiere in einem athletichen Programm, das ursprünglich für Hockeyspieler entwickelt und dann für Alltagsathleten angepasst wurde. Das Programm gefällt mir so gut, weil wir unsere Gelenkingkeit und Beweglichkeit trainieren, anaerobes Cardio machen, aber auch schwere Gewichte heben. Ich laufe auch, und fahre Rad. Ich liebe alles, was mich schön zum Schwitzen bringt und mir ein Endophin-High beschert.

Warum ist es wichtig, das Thema Sport von der Diät- und Abnehmmentalität zu trennen?

Für mich ist das so wichtig, weil die Diätindustrie seit Jahrzehnten versagt und uns im Stich lässt. Diäten funktionieren schlicht und ergreifend nicht, und wenn wir unsere kulturelle Besessenheit mit der Zahl auf der Waage ablegen und den Fokus auf ein gesünderes Leben richten, haben wir alle viel mehr Erfolg, und sind uns selbst gegenüber auch liebevoller. Durch Hass und Selbstbestrafung kommt man einfach nicht zu einem gesünderen Leben.

Was sind die häufigsten Ängste und Widerstände, die dicke Menschen in Sachen Sport empfinden?

Das ist meiner Erfahurng nach ein sehr komplexes Thema. Erstens fehlen in unserer Gesellschaft Bilder dicker Menschen, die sportliche Erfolge feiern. Dieser Mangel an Sichtbarkeit erschafft Unischerheit und Angst, die Menschen fragen sich, ob sie es überhaupt schaffen können. Können sie mithalten? Was, wenn sie die dickste Person im Raum sind? Wenn es mehr Darstellungen und eine bessere Sichtbarkeit dicker Sportler gäbe, könnte das diese Ängste zumindest mildern.

Zweitens existiert in unserer Welt ein ziemlicher Dickhass, und es schwirrt sehr viel Propaganda über dicke Menschen herum, obwohl die meisten dieser Gerüchte wissenschaftlich überhaupt erst beweisen werden müssen. Trotzdem hat die Gesellschaft beschlossen, dass dick einfach SCHLECHT ist, und die Plus Size Gemeinschaft muss sich mit jeder Menge (Vor)Urteilen konforntiert, wenn es darum geht, aktiv zu werden.

Drittens wissen viele Fitness-Profis nicht, wie man effektiv mit dicken Menschen trainiert, weil sie selbst wenig Erfahrung damit haben, wie es ist, übergewichtig zu sein. So viele meiner Klienten hatten lange das Gefühl, nirgendwo hingehen zu können, wo sie sich in Sachen Fitness erfolgreich fühlen konntem.

Louise beim Boxtraining mit einer dicken, fitten und glücklichen Kundin
Louise beim Boxtraining mit einer dicken, fitten und glücklichen Kundin

Gibt es in Sachen Sport Unterschiede zwischen Menschen mit unterschiedlichen Figurentypen?

Meiner Erfahrung nach ja. Erstens sind die Plus Size Gruppen untereinander viel verbunderer, und die Gemeinschaft und Kameraderie ist in diesen Trainingsgruppen viel wichtiger. Meiner Meinung nach kommt das davon, dass die Frauen sich ihr Leben lang in der Fitnesswelt nicht angenommen gefühlt haben. Zweitens muss man für Plus Size Menschen manche Übungen abwandeln – zum Beispiel alles, was die Knie belastet oder auf den Bauch drückt, Übungen, bei denen man übermäßig oft in die Hocke geht, oder Übungen, die den Körper sehr intensiv beanspruchen. Wobei das allerdings nur auf einige meiner Klientinnen zutrifft, nicht auf alle. Und dass die Übungen modifiziert werden, heißt nicht, dass das Workout dann ein Spaziergang wäre. Es ist herausfordernd, aber da wir von jeder Übung drei Variationen zeigen, für alle machbar.

Warum ist es so wichtig, eine/n Trainer/In zu finden, die sich mit Plus Size Körpern auskennt?

Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass die TrainerInnen auch die psychologischen Aspekte im Auge behalten, die mit Plus Size Training einher gehen. Dass die ExpertInnen sich bewusst sind, dass Dicke in der Branche unterrepräsentiert sind, und dass diese Tatsache Ängste erzeugen kann. Dazu kommt, dass die Klienten vielleicht in der Vergangenheit nicht gerade die besten Erfahrungen mit Fitness gemacht haben, und dass diese Welt für sie oft nicht gerade hilfreich und entgegenkommend war. Die TrainerInnen sollen auch wissen, wie man die Übungen und die Abfolge modifiziert. Sie sollen sich dessen bewusst sein, was für eine wichtige Rolle die Gemeinschaft spielt, und das fördern. Sie sollen auf die Sprache achten, die sie benützen, sollen zum Beispiel nicht mit Angstmache oder Beschämungtaktiken arbeiten, auf die Art von „der Sommer und die Bikinisaison kommt, du bereitest dich besser darauf vor.“ Oft sind es solche Kleinigkeiten, die wichtig sind.

Ich liebe, was du bei der Body Love Conference über die mangelnde Sichtbarkeit dicker Menschen gesagt hast, besonders, wenn es um die Fitnessindustrie und die Sportartikelwerbung geht.

Es ist bedauerlich, aber viele Plus Size Menschen finden sich in keiner Werbung für Fitnessclubs, Trianingskleidung oder -Geräte wieder. Das liegt daran, dass man fett als schlecht brandmarkt, und die meisten Firmen nicht mit dicken Markenbotschaftern in Verbindung gebracht werden wollen. Genau darum haben die wenigen dicken Olympioniken, die es gibt, auch keine Sponsoren. Wenn man sich aber in der Marketing-Botschaft nicht wiederfindet, macht es einem den Zugang zu Fitness viel schwieriger. Leute kaufen etwas, weil sie sich damit in Beziehung setzen, sich damit identifizieren. Vor meiner Fitnesskarriere war ich eine Schauspielagentin, und habe Werbecastings abgehalten. Bei diesen Castings gab es immer den Auftrag, die Firmen durch ethnische Vielfalt zu vertreten.

Fitnessfirmen wollen aber nicht mit Übergewicht in Verbindung gebracht werden – und das, obwohl sie dickere Menschen sehr wohl als Zielgruppe wahrnehmen und auf sie abzielen. Das trifft für alle großen Sportartikelmarken zu, genauso für die Fitnesscenter und die Trainingsgeräthersteller. Dicke Menschen überhaupt nur gezeigt, wenn es darum geht, Abnehmstrategien zu verkaufen – und da sieht man die Dicken nur als Vorher-Bild. Dieser von den Massenmedien verbreitete Eindruck zementiert nur die Botschaft, dass fett gleich schlecht ist.

Welche Tipps hast du, um diese Widerstände zu überwinden, und um die Freude an der Bewegung um der Bewegung willen (wieder) zu lernen?

Finde etwas, was Dir Spaß macht – Tanz, Burlesque, Yoga, Spazierengehen … Finde heraus, was deines ist, und wo du dir vorstellen kannst, es über einen längeren Zeitraum zu machen. Wenn du etwas hasst, wirst du es auf Dauer nicht machen. Noch ein Tipp: Finde Deine Menschen, deinen „Stamm“. Eine Gemeinschaft an Gleichgesinnten, die dich unterstützen und verstehen, ist im Grund das Geheimnis des Durchhaltens. Und nicht zuletzt, glaube dran, dass in dir eine Sportlerin lebt. Sag dir ein kleines Mantra vor: „Ich bin eine Athletin“. Fake it till you make it (spiel es, bis es Wirklichkeit wird).

Wie findet man dickenfreundliche eine/n Trainer/in oder Fitnesscenter? Und was ist mit anderen Sportarten, wie Yoga?

Wenn du Anfängerin bist, solltest du meiner Meinung nach ein paar Sachen durchprobieren. Yoga kann toll sein, Bootcamp auch, wenn du einen Ort wie Body Exchange findest, wo es gut gemacht wird. Fitness im Schwimmbecken oder Spinning-Kurse haben alle ihre Vorteile, probier es einfach aus, damit du eine Vorstellung davon bekommst, was du magst, und wo dich mit den Umfeld und den anderen am verbundensten spürst.

Ich wünsche allen Leserinnen des Blogs alles Gute, Gesundheit und ein glückliches Leben. Life is Limitless. (Das Leben hat keine Limits)

Mehr über Louise, ihr Blog und Ressourcen findet man auf ihrer neuen Homepage.

 

Auf die Plätze, fertig, fit: Louise bei der Arbeit
Auf die Plätze, fertig, fit: Louise bei der Arbeit