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Radical Self Love

Vorweihnachtliches Fatshaming a la WOMAN

In den letzten Jahren hat sich mein Konsum von Frauen- und Fashionmagazinen definitiv sehr in Grenzen gehalten. Je länger ich mich mit Body Positivity beschäftige, desto schlechter ertrage ich die negative bis schädigende Grundaussage dieser Publikationen. Sicher, ab und an finden sich zwischen Diätjoghurtwerbung, Abnehmaktionen und diversen Celebrity Cellulite-Shots vereinzelt auch Artikel, in denen man sich zumindest ein bisschen kritisch über die herrschenden Körperbilder äußert. In denen Frauen wie ich zur Abwechslung wie ein Mensch behandelt werden und nicht nur als vorher-Bild einer Diätstory vorgeführt. Die WOMAN zB hat heuer immerhin einen Text über die wunderbare Bobby von Curvect und einen zumindest stellenweise in Richtung Body Positiivity gehende Reportage über „echte“ Frauen und ihre Orangenhaut gebracht. Beim Erscheinen von Venus in echt 2014 hatte ich ein spannendes und anregendes Gespräch mit zwei engagierten Redakteurinnen. Diese Storys weckten Hoffnungen auf ein langsames Umdenken der Journalistinnen und Heftmacherinnen.
Hoffnungen auf eine Botschaft der Selbstliebe und Selbstakzeptanz, in einer Welt, in der Diversität mehr und mehr als Makel dargestellt wird.

 

Hoffnungen, die immer wieder grausam zerstört werden. Analysiert man die Gesamtbotschaft der Zeitschriften, scheinen diese einzelnen Lichtblicke immer noch nichts als Lippenbekenntnisse, als ein Versuch, zu zeigen, dass man das Erstarken der Body Positivity Bewegung nicht vollends verschlafen hat. Die ungute Grundstimmung gegenüber Frauen, die keine Supermodeldimensionen haben und sich auch sonst trauen, anders zu sein, bleibt.

 

Jüngstes Beispiel: die aktuelle Ausgabe der oben erwähnten WOMAN. Dort findet sich recht am Anfang ein Beitrag über die Arbeit des Photoshopkünstlers Planet Hilton. Botschaft des mit „X-Mas Trauma für sie und ihn“ betitelten Texts: Damit man in der Adventszeit nicht zu viele Kekse nascht und – oh, Horror – zunimmt – soll man sich zur Abschreckung auf mollig gephotoshoppte Fotos diverser Yellow Press-Ikonen auf den Kühlschrank kleben. Die abgebildeten Doppelkinne würden einem wirksam vom Sündigen abhalten.
Ich gebe zu, ich bin enttäuscht, und ich bin entsetzt. Entsetzt darüber, in welcher dickenfeindlichen, körperfeindlichen Bubble die Redakteurin und alle übrigen Verantwortlichen leben, wenn sie es tatsächlich völlig ok finden, so etwas zu schreiben und zu publizieren. Dick zu sein – also einen Körper zu haben wie ich – ist also offiziell ein Trauma? Eines, dass man mit „kreisch“ betiteln darf? Ist es in den Augen dieser Frauen tatsächlich besser, sich selbst mit artifiziellen Feindbildern zu terrorisieren, statt sich mal ein paar Vanillekipferl zu gönnen?

 

Und nein, das ist nicht einfach nur ein witziger kleiner Artikel. Texte wie diese sind alles andere als harmlos. Worte haben Auswirkungen, liebes Woman-Team, und ich erwarte von Ihnen als gebildete Frauen und als Journalistinnen eigentlich schon, dass Sie ein Bewusstsein für die Wirkung Ihrer Worte haben.
Was Sie leider ausblenden: Das Klima gegenüber dicken Menschen hat sich in den letzen Jahren ziemlich verschärft. Mit Texten wie diesen gießen Sie noch Öl ins Feuer. Wissen Sie, was das für Folgen die allgemeine Verachtung gegenüber dicken Menschen hat? Oder finden Sie, gefangen im Irrglauben an „heilsame“ Schmach, das fatshaming sogar hilfreich und gut?

 

Reden wir Tacheles: Fatshaming schadet. Es führt zu Diskriminierung und Mobbing. Dazu, dass Betroffene sich zurückziehen, statt ihr Leben zu leben (es ist erschreckend, wie viele Frauen ich in den letzen Jahren kennen gelernt habe, die sich wegen ihrer Figur nicht mehr ins Schwimmbad trauen). Fatshaming führt zu Depressionen und Stress und Esstörungen und einer allgemeinen Verschlechterung der Lebensqualität.
Fasthaming führt dazu, dass mich immer wildfremde Menschen auf der Straße anpöbeln oder sich sonstwo erlauben, ungefragt Kommentare zu meinem Körper abzugeben. Es kostet mich Zeit und Energie, mich davon wieder zu erholen, Zeit und Energie, die ich wirklich sinnvoller einsetzen könnte (und nein, ich kann das nicht vollkommen ignorieren. Ich bin nicht aus Stein. Mich trifft das zumindest ein bisschen).
Aleppo, Trump, Rechtsextremismus? Nein, das wahre Trauma einer Fashionista ist ein Doppelkinn …
Und dieses Klima der Dickenfeindlichkeit schadet nicht nur den Betroffenen. Es schadet auch den allen. Die Zahl der Menschen mit gestörtem Essvehalten, Essstörungen und Körperwahrnehmungsstörungen nimmt seit Jahren rapide zu, und zwar bei Frauen aller Figurtypen und auch immer mehr bei Männern. Natürlich sind Krankheiten wie Bulimie und Anorexie ein hochkomplexes Problem, was diesen Essstörungen allerdings gemein ist, ist aber die Angst vor dem dick sein. Eine Angst, die von Frauenzeitschriften seit Jahrzehnten angefacht und gefördert wird.

 

Ich werde also weiter auf Frauen- und Modezeitschriften verzichten, denn es ist klar, dass sie Frauen wie mich (sprich dick und kritisch denkend) nicht als Leserin haben wollen. Mein Verzicht erfolgt nicht leichtherzig, als Fashionsta waren diese Publikationen lange ein wichtiger Teil meines Lebens. Ich habe schon mit dreizehn begonnen, Modezeitschriften zu lesen. Zuerst die Miss Vogue und Cosmo, und als die deutschsprachige Ausgabe von Miss Vogue eingestellt wurde, bin ich auf Vogue, Harper`s Bazaar und Co umgestiegen. Als Modeliebhaberin habe ich die Couture-Fotos und -Reportagen geliebt, obwohl ich darunter gelitten habe, nichts und niemanden in meiner Größe abgebildet zu sehen. Trotzdem, das ästhetische Vergnügen hielt mich lange bei der Stange. Bis ich irgendwann die Körperfeindlichkeit und mangelnde Diversität dieser Publikationen einfach nicht mehr ausgehalten habe …

 

Vielleicht schaue ich mal in ein paar Jahren wieder in die WOMAN rein, und stelle fest, dass sich der Grundton gebessert hat. Viel Hoffnungen mache ich mir zwar nicht, man kann mich aber gerne überraschen … ich bringe auch Kekse mit 🙂

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Körpervielfalt stärken – bei der Wienerin Covermodel Wahl

 

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Auch wenn das Thema Body Positivity ab und an den Weg in die Medien findt, Frauen seinseits von Größe 40 auf den Titelbildern von Mode- und Frauenzeitschriften sind immer noch rarer als weiße Weihnachten hier im Flachland.

Eine Gelegenheit, das zu ändern, bietet sich bei der aktuellen Wienerin-Covermodelwahl: Meine Freundin, Performancekünstlerin Veronika Merklein, hat sich beworben und ist tatsächlich in der ersten Vorrunde. Sie hat sich nicht aus Eitelkeit beworben, sondern weil die Sichtbarkeit dickerer Körper ein wichtiger Teil ihrer Arbeit ist: „Das österreichische Frauenmagazin WIENERIN hat, soweit ich das nachvollziehen kann, die letzten Jahre eine einzige mollige Frau auf ihrem Cover abgebildet, von anderen (intersektionellen) „Außergewöhnlichkeiten“ ganz abgesehen.
Damit etwas Ungewöhnliches gewöhnlich werden kann, müssen wir uns daran gewöhnen – Gewohnheiten fangen nicht zuletzt bei Sehgewohnheiten an.“

Wer diese Sehgewohnheiten ändern und Veronika aufs Cover wählen will, kann das noch bis Dienstg tun: einfach nur hier klicken und abstimmen

PS: Ein spannendes Interview mit Veronika über ihre Arbeit und Philosophie findet man auf Curvect.at

Bild: Life-Long Weight-Gaining, (c) Veronika Merklein, Foto: Robert Bodnar

 

 

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Lieblingslinks: Spätsommer 2015

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Links, Links, Links! Für alle, die ein bisschen Inspiration und Hirnfutter in Sachen Selbstliebe und Body Positivity wollen …

Deutsch

Unrundes auf der Curvy-Messe: Bloggerin Nicola Hinz über erschreckend antiquiertes Gerede von Plus-Frauen über Plus-Frauen (letzter Absatz)

8 Schritte zu einem besseres Körpergefühl von Psychologin (und BH-Expertin) Anja Wermann

Dem Team von Mädchenmannschaften gehen die so genannten Besorgtheits-Trolle auch schon auf die Nerven …

Englisch

Eine Geschichte, die traurig und wütend macht: wie eine Krebspatientin fünf Jahre lang falsch diagnostiziert wurde, weil sie dick war

Wie es aussehen würde, hätten Computerspielheldinnen realistischere Körper …

Warum „clean eating“ überbewertet wird …

Ein 300 Kilo-Mann radelt durch Amerika, und die Medien tun ihr Schlimmstes …

Warum mache dicke Frau Mode lieber an Schlankeren sieht (eigentlich traurig …)

Erschreckend: angehende TurnlehrerInnen hegen massive Vorurteile gegenüber dicken Kindern

Ein Film rund um die Tanzperformance „Nothing to lose“ mit dicken TänzerInnen ist geplant – wenn sich via Crowdfunding genug UnterstützerInnen finden

Tightreading oder: so sehen echte (sprich: unretuschierte) Oberschenkel aus …

Es reicht! Warum man endlich aufhören soll, Fatbashing als „Sorge um unsere Gesundheit“ zu tarnen – Rant von Natasha Devon

Wie fettphobisch sind Lösungsansätze für Essstörungen? Melissa A. Fabello macht sich Gedanken …

Und noch ein Text von Fabello: Komisches Essverhalten oder schon Essstörung?

Plus-Size-Bloggerinnen erzählen über ihre Erfahrung mit Fatshaming

Diätwahn, Körpergefühl und mehr – die britische Komikerin Sarah Milican sagt, wie es ist …

Wie Männer lernen können, zu ihrer Vorliebe für dicke Frauen zu stehen

Sechs Dinge, du über Esstörungen vielleicht noch nicht weißt …

Die wunderbare Louise Green schreibt auf HuffPo darüber, warum eine rundliche Läuferin auf einem Zeitschriftencover auch im Jahr 2015 noch eine mittlere Sensation ist …

Smartphone-Apps können mehr als Kalorien zählen – 5 Apps zum Thema Body Positivity

Hilfe, mein Partner hat „mehr sexuelles Kapital“ als ich. Was machen, wenn man sich den Feschak seiner Träume geangelt hat und auf einmal unsicher ist …

Wenn rundere Frauen sich, ähem, selbst lieben – Tipps und Überlegungen …

Menschen, die sporteln, um sich hinterher wohl zu fühlen, betrieben viel mehr Sport als die, die es zum Abnehmen machen … Überraschung …

Und noch etwas zum Thema: Lass uns akttiv werden, weil wir unsere Körper lieben, und nicht, weil wir sie hassen

Was passiert, wenn man sich pro Tag einer seiner Ängste stellt – und das 100 Mal hintereinander?

Meine Hochzeit war wunderbar, und ich war dick wie nur was – von Lindy West, wem sonst
Was, wenn ich wirklich wüsste, dass ich schön bin? Schöne Worte von Daysha Edewi

Warum man bei Studien, die durch die Medien geistern, lieber etwas skeptisch bleiben soll – vor allem, wenn es um Ernährung und Gesundheit geht

Fashiontipps für Kundinnen: ja, aber …

Plus-Mode aus dem Angebot von Otto … ich liebe sowohl das Dirndl als auch das Anna Scholz-Kleid …
Plus-Mode aus dem Angebot von Otto … ich liebe sowohl das Dirndl als auch das Anna Scholz-Kleid …

In Sachen Plus Size Mode hat sich in den letzten Jahren wirklich einiges getan – das behaupte ich nicht nur, weil ich beim Schreiben aus dem Augenwinkeln meinen Kleiderschrank sehe, der vor hübschen Teilen geradezu überquillt (und nein, ich beschwere mich nicht). Zwar sieht es in Wien in Sachen Plus-Shops mit ein, zwei Ausnahmen immer noch eher trüb aus, Online-Versandhäuser aber haben ihr Sortiment inzwischen kräftig erweitert und bieten bestellfrohen Fashionistas eine feine Auswahl.

Wer sich beim Trend zur Mode mit mehr allerdings immer noch in tiefster Schlafphase befindet, sind die Frauenzeitschriften. Blöd für Curvies auf der Suche nach Stylingtipps und textiler Inspiration, denen dann nur das Surfen auf Blogs bleibt. Allerdings haben einige Versandhäuser diese modische Misere erkannt, und bieten ihren kräftigeren Kundinnen digitale Fashionratgeber an – als Seiten in Rahmen der Homepage, eigene Blogs oder per Social Media.

Eine der ausführlicheren Styling-Tipp-Seiten hat der Otto-Versand online gestellt, der seine Modetipps für Mollige auch als PDF-Download anbietet. Und auch wenn bei Tipps und Präsentation durchaus noch ein paar Verbesserungen möglich wären, geht der Ratgeber schon durchaus in die richtige Richtung.

Sehr positiv ist zuerst einmal, dass sich das Otto-Team Hilfe von zwei der bekanntesten Plus-Bloggerinnen im deutschsprachigen Raum gesucht hat. Cecile und Claudia verbindet ihr geschicktes Händchen in Sachen Stil und Styling, gleichzeitig ist der Geschmack der beiden unterschiedlich genug, um Abwechslung zu bieten.

Der Ton der Otto-Modetipps ist durchaus kurvenfreunlich. „Weibliche Rundungen sind ganz natürlich und sollten nicht weggehungert werden, nur weil bestimmte Schönheitsideale es so vorschreiben. Seien Sie stolz auf Ihre Kurven und unterstreichen Sie Ihre Schokoladenseite!“ Genau so spricht man seine Kundinnen an, liebes Otto-Team. Gut gefällt mir auch die Idee, die Tipps nach Jahreszeiten und Anlässen zu ordnen.

Die Modetipps selber sind etwas durchwachsen, und gehen tendenziell noch etwas zu sehr in Richtung konservativ und altbekannt. So wird immer wieder geraten, zu Longblusen oder Tuniken zu greifen, in Kombination mit engen Hosen oder Leggings. Abgesehen davon, dass das quasi die weithin propagierte „dicke Mädels-Uniform ist“, ist der Look nur sehr bedingt aufregend und verhunzt die Proportionen öfter, als das er ihnen schmeichelt. Auch der Vorschlag, im Sommer primär zu langen Kleidern zu greifen, finde ich nicht gänzlich zu Ende gedacht (vor allem, da ich diesen Blogpost an einem Sommerabend schreibe, an denen die Temperaturen ins Tropische tendieren und mir der Stoff eines langen Kleides – so ich denn eines anhätte – an den Beinen kleben würde wie eine Fliege an einer Froschzunge). Sicher, die Maxikleider, die im Moment so in sind, sind auf ihre Art nicht uncharmant, aber auch als barocke Beauty kann man ruhig ein paar kürzere Kleidchen sein eigen nennen, schon alleine als Hitzeschlagsvorbeugung.

Was man auch weglassen könnte, ist die Kaschier-Schiene. Ich weiß schon, es ist gut gemeint, aber ich bin etwas irritiert von Modetipps für Mollige, die mir helfen wollen, schlanker auszusehen. Ich mag meinen Körper, und finde nicht, dass ich mich kleiner machen muss. Auch möchte nie wieder lesen müssen, dass Teile meines Körpers (oder der Körper anderer Frauen) als „unerwünschte Problemzonen“ tituliert werden. Liebes Otto-Team (und alle anderen Modeleute), hier noch mal zum Mitschreiben:

Der nahe Osten ist eine Problem-Zone. Mein Hintern ist es nicht. (Und ja, ich zitiere da aus meinem eigenen Roman).

Bitte streicht in Zukunft diese Art von Formulierungen. Wenn man Frauen einredet, dass sie Teile ihres Körpers verstecken müssen, schadet man ihnen und ihrem Selbstvertrauen.

Das größte Manko der Otto-Modetippseite liegt meiner Ansicht nach aber in der Auswahl der Modefotos. Die Otto-eigenen Bilder zeigen 08/15-Mode an Models, die nicht einmal andeutungsweise Plus-Size haben, was gerade im Vergleich zu dem Fotos mit Cecile und Claudia schmerzlich auffällt. Dabei hat das Versandhaus in Sachen Plus-Mode inzwischen einiges zu bieten: weite Teile der Sheego-Kollektion (inklusive der Anna Scholz-Designs), Nordisches von Junarose, die romantisch-wilden Teile von Joe Browns oder Dirndl, die so hübsch sind, dass ich darin sogar halbwegs freiwillig aufs Oktoberfest ginge … und natürlich passende Schühchen und Täschchen und andere entzückende Accessoires … also, liebes Otto-Team, stellt eure Ware nicht unter den Scheffel, sondern zeigt euren kurvigen Kundinnen, was ihr alles zu bieten habt.

So hübsche Mode gibt es bei Otto – kein Grund also für altbackene Fotos …
So hübsche Mode gibt es bei Otto – kein Grund also für altbackene Fotos …

Sheego selbst bietet seinen Kundinnen übrigen auch ein eigenes Blog – Feel Happy. Zwar gleicht die Seite in Sachen Inhalt eher einem Lifestyle-Magazin – Kurvennews, Kurzinterviews, DIY-Tipps und mehr, aber zwischendrin finden sich auch Styling-Tipps, wie zB dieser Blogpost über verschiedene Figurentypen.

Auch der deutsche Peter Hahn-Versand bietet seinen Kundinnen ein Lifestyle-Blog, mit einer eigenen Unterseite für große Größen. Leider fahren die MacherInnen des Blogs die „Kaschier-Schiene“ teilweise noch wesentlich stärker als die Otto-Seite, und die Models auf den Fotos vieler Beiträge sind außer sehr schlank nur sehr schlank.

Zugegeben, ich bin nicht die Zielgruppe für dieses Versandhaus, die Mode ist für Frauen gedacht, die wesentlich älter oder/und konservativer sind als ich. Trotzdem finde ich den Tenor, der auf dem Blog herrscht, teils wirklich schade. Besonders geärgert habe ich mich letztes Jahr über einen Beitrag mit dem Titel 5 Styling-Tipps für kurvige Frauen. Wer wissen mag, warum ich Tipps und Sprache für alles andere als kurvenfreundlich halte, kann meine Diskussion mit der Verfasserin (bzw einer Verfechterin des Artikels) in den Kommentaren nachlesen. Dabei scheint die Verfasserin des Blogs, Frau Martin-Zick, recht engagiert zu sein in Sachen Plus Size, will offenbar vielen unsicheren Frauen mit ihren Tipps helfen, sich besser anzuziehen. Ob Überschriften wie „10 Jahre und 10 Kilo einfach wegmogeln“ dabei helfen, ist die Frage …

Viel besser gelungen finde ich das Blog der neuen Marke Studio Untold, mit wirklichen Plus-Frauen, frischem Design und Artikeln wie 50 nützliche Modetipps für echte Fashionistas oder darüber, wie man in hohen Schuhen läuft.

Nicht nur ein Blog, sondern auch einen YouTube-Kanal hat SWAK (Sealed with a Kiss) Designs – und die Amerikanerinnen wissen wirklich, wie man’s macht. Neben Stylingtipps und vielen Fotos mit runden Models, mit deren Hilfe man wunderbar sieht, wie die Kleider an einer wirklichen Plus-Size-Frau aussehen, bietet SWAK auch die Video-Serie SWAK in 60 Seconds mit Moderatorin und Fashionista Marci Guevara – mit Tipps von Styling der angebotenen Kleider bis zu DIY-Fashion-Hacks.

Bleibt nur zu hoffen, dass heimische EinkäuferInnen und Marktingmenschen mit Plus-Size-Kompezenz mal bei SWAK vorbeischauen und sich inspirieren lassen …

Ein paar Gedanken zu Wellness und Selfcare …

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Ich finde es immer wieder spannend, welche Wörter es in manchen Sprachen gibt und in anderen nicht. Selfcare ist so ein Begriff, für den es im Deutschen keine wirkliche Entsprechung gibt. Das Wörterbuch schlägt als Übersetzung Selbsfürsorge oder Selbstpflege vor. Beide Wörter finde ich weder sehr zutreffend noch sonst wirklich brauchbar. „Fürsorge“ klingt nach Kontrolle vom Amt, und bei „Pflege“ denkt man im besten Fall an Kosmetik.

Ich gestehe, dass ich selbst noch nach einer besseren Übersetzung suche. Ich schwanke zwischen „sich um sich selbst kümmern“, „sich hegen und pflegen“, „darauf achten, dass es einem gut geht“.

Interessant ist auf jeden Fall, dass es für etwas, das so immens wichtig ist, keinen brauchbaren Begriff gibt. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass man es auch nicht wirklich beigebracht bekommt. Gerade Frauen lernen, sich um alle anderen zu kümmern – Kinder, Ehemänner, ältere Verwandte, die Gemeinschaft. Wenn man aber alle anderen pflegt und versorgt, und nicht auf sich selbst und seine Wünsche und Bedürfnisse achtet, bleibt man irgendwann auf der Strecke …

Was ist also selfcare für mich? Ein weites Feld, und die Feld-Forschung ist immer noch nicht abgeschlossen. Je weiter mich meine Reise weg von Essstörung, Depression und Körperwahrnehmungsstörung führt, desto klarer wird es mir aber, wie wichtig das Ganze ist.

Eine der Sachen, die ich gelernt habe und immer noch lerne, ist, wie wichtig Wellness für mich und meinen Körper ist. Das sage ich jetzt nicht nur, weil ich mal ein paar Jahre lang die Beauty-Abteilung für eine Fachzeitschrift der Spa-Branche inne hatte (und ja, wer googelt, der findet). Wellness kann für mich viel bedeuten: Bewegung, die einem Freude macht, Schwimmen gehen, ins Dampfbad gehen (Wasser ist definitiv mein Wellness-Element), eine Maniküre oder Pediküre (ich kann dabei wunderbar abschalten), oder eine Massage. Als mich das Team von MyDays letztens eingeladen hat, eines ihrer Erlebnisse zu testen, habe ich mich zwar durchaus auf den Bungee- und Rafting-Seiten herumgetrieben, bin dann doch schnell wieder bei den Wellness-Erlebnissen gelandet. Entschieden habe ich mich für eine Öl-Massage, da es für meinem von der Laptophockerei verspannten Rücken wunderbare Erholung versprach. Gelandet bin ich in einem Kosmetikstudio unter dem Dach eines großen Shoppingcenters nahe der Hauptbücherei. Das Studio kenne ich an sich, dass es dort Massagen gibt, war mir neu. Die Therapeutin – eine ältere Dame mit langen, grauen Locken, die etwas von einer Schaminin hatte, hat sich wunderbar um meinen Rücken und auch den Rest des Körpers gekümmert, und ich habe diese kleine, feine Auszeit richtig genossen.

Dass ich noch Stunden nach der Massage ganz leicht nach Zitronesmelisse gerochen habe, war eine feine Nebenwirkung …

Jetzt weiß ich natürlich, dass in Zeiten von Körperperfektionsterror viele Menschen Hemmungen haben, ihre Kleider abzulegen – nicht nur vor einem Massagetherapeuten. So kamen z.B. in den letzten Monaten unabhängig von einander zwei Meldungen aus Großbritannien, die einen nachdenklich machen. Immer weniger Menschen gehen schwimmen, sagt eine Studie, die andere weist darauf hin, dass sich immer weniger Kinder und Teenies beim Schulsport verausgaben, weil sie sich vor dem gemeinsamen Duschen drücken wollen.

Die Angst, dass der eigene Körper nicht gut/schön/perfekt genug ist und dass einem der Massagetherapeut oder die Massagetheraputin heimlich beurteilt, ist bei vielen Menschen groß, und vermiest einem oft das Erlebnis oder hindert einem dran, sich überhaupt einen Massagetermin auszumachen. Dabei ist die Angst in vielen Fällen unbegründet. Viele – wenn nicht sogar die meisten – WellnessexpertInnen machen ihren Job, weil anderen dabei helfen möchten, sich wohl zu fühlen. Erfahrene MasseurInnen wissen auch, dass jeder Körper anders ist. Sie haben hunderte, tausende halbnackte bis nackte Körper gesehen, und kennen Pölsterchen und Cellulite und Pigmentflecken und hervorstehende Rippen und Schwangerschaftsstreifen, also das ganze Panoptikum menschlicher Körperlichkeit.

Was kann man also tun, wenn man sich eine Massage oder Wellnessbehandlung gönnen möchte, und sicher gehen will, bei einem freundlichen, erfahrenen Profi zu landen?

Man kann

  • im Freundes- oder Bekanntenkreis herumfragen, oder sich zB auf Facebook in einer der vielen Plus Size Gruppen nach einem Geheimtipp erkundigen
  • Die Bewertungen anderer Kundinnen lesen, zB auf Yelp, aber zB auch auf der MyDays-Seite für das entsprechende Erlebnis
  • Anrufen und nachfragen. Wenn das Wellnessinstitut eine nette Empfangsdame hat, die einem die Angst nimmt oder man mit den TherapeutInnen selbst reden kann, ist das ein gutes Zeichen. Gerät man an jemanden zickigen, kann man das Institut von der Liste nehmen, und weitersuchen.

 

Die gute Nachricht ist, man wird sicher fündig. Und dann steht dem Massagevergnügen nichts mehr im Weg …

Lieblingslinks April

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Interessantes und Inspirierendes zu den Themen body positivity, plus size, Selbstliebe und mehr …

Deutsch

Sich im eigenen Körper wohlfühlen – Interview mit Psychologin (und BH-Expertin) Anja Wermann

Selfies, Körperkult und Essstörungen 4,0 (orf.at)

Wie sehen Modefotos aus, wenn ein Nicht-Model sie nachstellt?

Das Team von Buzzfeed findet: so sehen perfekte Bikini-Körper aus. Wo sie recht haben …

Englisch

Pin-Ups mit Power: Boudoir-Fotografin Sophie Spinelle inzeniert Frauen jeden Typs

Warum Diäten nicht funktionieren: die Wissenschaft hinter dem Phänomen

Wie Gewicht zum Problem wurde – Medizin, Diätindustrie und Körperbilder im 20. Jahrhundert

Kundinnen als Models beim Plus Size Bademode-Label Monif C.

17 „Komplimente“, die Plus-Frauen nicht mehr hören wollen

7 zeitlose Tipps in Sachen Body Positivity

Warum Fat Talk nicht nur Individuen, sondern der gesamten Gesellschaft schadet

Sollte Dicken-Diskriminierung illegal sein? Britische Forscher sagen: ja

7 Gründe, warum Kelly Clarkson ein Vorbild in Sachen Selbstiebe ist

Ein Besuch im Shop von US-Plus-Designerin Monif C.

Ich kenne die Styling-Regeln – und sie sind mir egal. Starker Essay auf medium.com

So würden Disney-Prinzessinnen mit ein paar Kilo mehr aussehen – ich finde die Zeichnungen nur zum Teil gelungen, aber es geht in die richtige Richtung

Sinnlich, berührend und immer wieder lesenswert: 41 Ways to make love to your self

Curvy Girls´ night out …

Body Love Comedy – Ganz großartig

Bericht ORF 2 Heute Leben – Meine Outfits

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Ab sofort online zu sehen: Fernsehbeitrag über A perfect 14 und mein Leben als Plus-Frau in Österreich – noch bis zum 9.3.2015.

Leider war ich unglaublich unausgeschlafen, und das merkt man … trotzdem, feiner Beitrag, danke an die Redaktion.

Die Blogs, die zu sehen waren:

Thick Threads

Girl with curves

Garner Style

(Noch mehr meiner Lieblingsblogs: hier)

Doku: A perfect 14

 

Meine Outfits (leider nur Screenshots, aber ich hatte beim Dreh keine Zeit zum Fotografieren)

Weinrotes Kleid: Scarlett & Jo via Evans (Kleid aus der Herbstkollektion – hier noch mehr Scarlett & Jo-Kleider).

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Schwarze Spitzenweste & olivgrünes Top (beide alt, mehr von Forever21+ bzw Zizzi )

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Rotes Tunika aus der stor>Kollektion, Schwarzer Carmakoma-Gürtel und schwarzer Zizzi-Rock: Boutique stor>, 1080 Wien

Outfit im Stor: Jacke aus NYC (alt), schwarzes Spitzenkleid von Boohoo Plus

 

Lachsrosa Spitzenkleid von Boohoo Plus (ja, das gleiche Modell wie das schwarze Kleid oben), schwarze Jacke MS Moden (ähnliche Jacke hier oder hier)

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Bloggen im Café Jonasreindl in der Währinger Straße: schwarzes Häkelpulli von Sheego, Pailettenrock (alt) von Junarose, ganz ähnlicher hier

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Schwarz-Goldenes Kleid: Chi Chi Plus via Asos Curve, Winterkollektion (noch mehr Chi Chi Plus Kleider hier)

PS: Noch mehr Shopping-Tipps und Links hier

 

Ein Jahr Venus in echt – Meine Lieblingsartikel

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Letztes Monat hat Venus in echt seinen ersten Geburtstag gefeiert – still und leise, hauptsächlich deshalb, weil ich zwischen Berlin und Prag unterwegs war, und nicht die Muße zum Feiern hatte. Ganz mag ich mein Bloggerinnenjubiläum aber doch nicht voreigehen lassen, und hab ein paar Links zu Blogartikeln zusammengestellt, die mich am beim Schreiben meisten bewegt, amüsiert und inspiriert haben – auch als kleine Kostprobe für neue LeserInnen, die sich nicht durch das ganze Archiv klicken wollen …

 

Kunst & Kreatives

Guerriere: US-Fotografin Elizabeth Raab inzeniert Plus Size Frauen als mythische Göttinnen und Kriegerinnen

The Expose Project von Liora K. und Jes Baker – Frauenkörper, ihn ihrer prachtvollen Diversität und ganz ohne Photoshop

Spiegel und Sonnennfältchenlächeltanz – Zwei meiner Gedichte über Frauen und ihre ganz eigene Schönheit

 

Ganz großer Girlcrush

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Louise Green, Athletin und Gründerin der Plus-Fitness-Kette Body Exchange

Virgie Tovar bezeichnet sich selbst hochgradige feminines, überdrüber kitischiges molliges Sexkätzchen mit Attitüde – schon allein dafür muss man die Autorin und Aktivistin lieben …

The World Famous Bob ist nicht nur eine Burlesque-Diva extraordinaire und Aktivistin in Sachen Body Love, ihr eigener Weg zu ihrer Weiblichkeit ist hochspannend und beginnt als weibliche Draqueen …

Hanne Blank, Autorin von The Unapologetic Fat Girl´s Guide to Excercise und Big Big Love

Louise Green mischt die Fitness-Szene auf. Sie nicht nicht nur selbst eine Plus-Size Athletin, sondern Gründerin der kanadischen Kette Exchange Fitness, die sich auf Plus Size Frauen spezialisiert hat. Louise kämpft gegen die Diätkultur, und will Frauen helfen, ihre innere Athletin zu finden, und zu stärken

Whitney Love von Thanks for the Food, oder: wie eine Fashionista aus Arizona-Süd zu einer von Norwegens beliebtesten Foodbloggerinnen wurde

 

Ehrliche Essays

Zur Couchkartoffel geboren? Eher nicht … Mein Gastpost für das Schweiter Plus Fitness Blog Run Coachpotatoes run

Auch an sich kluge JournalistInnen fabrizieren hin und wieder Holler – mein offener Brief an Delna Anita vom Biber wegen ihres „den Dicken geht es gut, und man mobbt nur uns Dünne“-Kommentars

Seit Herbst schreibe ich hin und wieder auch für die neue österreichische Medienplatform Fisch & Fleisch:

Du bist nicht fett, ich bin es

Darf man Dicken gar nicht mehr sagen, dass sie fett sind?

 

Feine Fundstücke

You´re beautiful.
You´re beautiful. It’s sociaty that is fucked up.

This girl can – Britische Kampagne, die Frauen den Spaß am Sport wieder bringt, und die Angst nimmt, irgendwie albern auszusehen. Besonders positiv: Das Video zeigt Frauen aller Ethnien und Figurentype. So muss Fitspo.

Flawless – Tess Munster, Gabi Fresh und Nadia Aboulhosn haben ihr eigenes Video zum Beyoncé-Hit gedreht – makellos, in der Tat …

The Militant Baker bei TedxTucson – warum es so wichtig ist, dass Menschen lernen, sich selbst und ihre Körper zu mögen.