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Monatsarchiv: Dezember 2014

Neu auf Fischundfleisch: Gewichtskritik unterm Gabentisch – muss das sein?

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Die Feiertage stehen vor der Tür, und viele Menschen freuen sich auf das Zusammensein mit ihren Lieben ungefähr so wie ein Pinguin auf das Eintreffen einer Ölpest. Sie – also die Menschen, nicht die Pinguine – ahnen aus leidvoller Erfahrung, dass das eine oder andere Familienmitglied das Zusammenkommen um den Christbaum dazu nützen wird, um an Figur und Gewicht des anderen rumzunörgeln.

Die Kritik trifft Menschen aller Körpertypen. Die Runden fragen sich mit Grauen, ob Oma ihnen beim Griff nach dem Vanillekipferl wieder vor versammeltem Clan auf die Finger klopfen wird, welche Diätshakes Cousine Carla ihnen als „gut gemeinten Fingerzeig“ unter den Christbaum legen wird, und ob Onkel Otto den ganzen Stefanitag damit verbringen wird, die Geschichte des Stiefenkels der Frisöse seines Busfahrers wiederzugeben, der mit dieser brandneuen Diät ja garantiert schon vier, nein, mindestens fünf Kilo abgenommen habe und sich fühle wie ein ganz neuer Mensch.

Weiterlesen: hier

 

Outfit im Test: Pink Clove – Bardot macht froh …

Pink Clove Bardot Collage

Den online-Store der britischen Plus-Size-Marke Pink Clove gibt es noch nicht so lange, aber ich liebäugele schon seit dem Start mit ein paar Teilen aus ihrer sehr femininen Kollektion. Als das Team von Pink Clove mir dann angeboten hat, mir ein Kleid aus der neuen Kollektion aussuchen zu können, hatte ich durchaus Schwierigkeiten, mich auf eines der Kleider festzulegen.

Wunderschön fand ich das Kleid namens Lucia, und zwar in zwei Ausführungen. Zuallererst einmal in wunderschöner, roten Spitze. Allerdings habe ich schon ein paar Spitzenkleider in diversen Farben im Schrank …pink-clove-lucia-all-over-lace-dress-in-black-nude-p377-2608_image

 

Sehr anziehend finde ich das Modell Lucia auch in creme mit schwarzer Spitze, aber ich habe schon so einen ähnlichen Rock. Auf meine Fashion Wish List habe ich das Kleid aber auf jeden Fall aufgenommen in beiden Varianten …

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Ich habe mich schließlich für das schulterfreie Bardot-Kleid aus schwarzem Samt entschieden, weil das so oder so ähnlich noch nicht in meinem Kleiderschrank hängt und ich neugierig war, wie es wohl an mir aussieht. Das Kleid kam Anfang letzter Woche, fast wie ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk (Danke an Pink Clove), und ich konnte es kaum erwarten, das Kleid auszuführen. Ich finde ja grundsätzlich, dass Kleiderregeln überholt sind, und gehe schon mal in mit Pinup-Make-up und gigantischen Strassohrringen zum Karottenkaufen in den Spupermarkt, wollte für das Kleid aber doch ein halbwegs passendes Debüt finden. Die Gelegenheit ergab sich, als ein Freund nach einem UN-Praktikum wieder aus Wien wegfuhr und wir in einer Hotelbar auf seine Abreise anstießen. Hier die Fotos vom Feldversuch und mein Fazit …

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Ich habe das Kleid in Größe 52 (englische Größe 24) bekommen, bis jetzt die größte Größe bei Pink Clove, und der feminine Schnitt passt bei meinen Kurven wie angegossen. Da ich normalerweise eine 50/52 trage, bestätigt es meinen allgemeinen Eindruck, dass britische Firmen tendenziell eher etwas schmäler schneiden. Das Kleid ist aber aus Stretchstoff, und passt sicher auch noch jemandem, der eine halbe Nummer (oder vielleicht eine ganze) üppiger ist (ich persönlich hab es lieber, wenn ein Kleid zwar gut sitzt, aber nicht ganz so eng anliegt) …

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Ich habe Samt schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr getragen, aber das Material fühlt sich sehr angenehm und sehr fein gearbeitet an. Das Kleid ist tailliert geschnitten, mit genug Platz für eine üppige Oberweite, und fällt im typischen Skater-Stil ab der Taille in weichen Falten herab.

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Auf den Fotos auf der Pink Clove-Homepage endet das Kleid etwas über dem Knie, bei mir, die knapp unter 1,65 bin, fällt es etwas länger aus, was mir fast lieber ist. Mein Highlight an dem Kleid ist aber der Ausschnitt, der die Schulterpartie schön zur Geltung bringt, und sich als ideal für alle von uns erweist, die gerne ihre Statement-Ketten oder wie ich ihre Sammlung übergroßer Ohrringe zur Schau stellen.

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Einziger Wermutstropfen: die leidige BH-Frage, was aber nicht am Kleid liegt, sondern an der Tatsache, dass ich noch keinen trägerlosen BH gefunden habe, der bei 90G auch nur halbwegs was gleich schaut. Mein Kompromiss: ich habe die Träger meines normalen BHs einfach unter die Träger des Kleides geschoben. Der Träger sitzt dann höher als auf dem Bild auf der Homepage, was aber an sich auch kein Problem darstellt. Wenn man einen guten, trägerlosen BH hat, kann man die Träger des Kleids aber auch ganz von den Schultern sinken lassen.

Mein Fazit: ein sehr hübsches, gut sitzendes kleines Schwarzes für alle, die neugierig auf ein Kleid in einem nicht ganz gewöhnlichen Material sind. Und ein neuer Shop auf der Liste der Plus-Size-Onlinehändler, die ich definitiv empfehlen kann …

 

 

 

Neu auf Fischundfleisch: Kaschieren? Nein, danke …

Lagenlook Prag

Unglamouröse Einleitung: ich habe gestern auf Fisch und Fleisch einen Artikel gelesen und mich ziemlich darüber geärgert. Konkret geht es um den Text Mit Style durch die Weihnachtszeit. Wie man die Weihnachts-Kilos perfekt kaschiert von Andrea Unterberger. Kurzzusammenfassung: In der Weihnachtszeit werden wir alle fett – glücklicherweise können wir unsere Körper kaschieren, und zwar mit dem modischen Lagenlook oder weiten Kleidern im 70´s-Look. Ach ja, kaschieren ist gut und schön, aber aufs gesunde Essen und den Sport nicht vergessen.

Nun gehe ich mal grundsätzlich davon aus, dass der Text gut gemeint war, dass Frau Unterberger sich gedacht hat, sie könne mit ihren Tipps vielen Frauen helfen, den Stress in Sachen Körper und Weihnachtswahnsinn zu reduzieren. Weiterlesen: hier …

Spiegel und Sonnenfältchenlächeltanz: zwei Gedichte

brigitte
Foto zum Gedicht „Spiegel“ von Elvira Rajek

spiegel

er sei dein spiegel, waren ihre worte.

nun, was er schön sieht, zählt.

meine augen zählen nicht. nur wenn sie ihm gehören.

meine schönen augen, ausdruckshaft, betonend und nicht hervorgehoben.

rot gerändert habe ich sie in ehrlicher schönheit.

und sie gehören nur ihm.

 

er soll dein spiegel sein, hat sie gesagt

mein unterer rücken ist nichts wert.

es sei denn, er lässt sich herab. ihn wahrzunehmen.

mein schönes rundes hinterteil. festgewandert, in form gelaufen.

nur durch ihn wird es sichtbar.

 

doch jahre kommen. ihre macht am schwinden.

und nach und nach verblasst ihr schleier vor meinen augen.

und meine macht beginnt.

und meine schönheit beginnt.

und ich werde mein spiegel

 

sonnenfältchenlächeltanz

sonnenfältchenlächelkranz

lädt dich ein zu meinem Tanz

augenrahmenbilderblick

hin und her, vor und zurück

strahlekrähengrinsefuss

dreh im kreis dich voll genuss

tälerblickebergebraun

tanz die schönheit aller frau´n

wimpernfächerschattenbild

sanft und wiegend, frech und wild

sonnenfältchenlächelkranz

meiner schönheit einen tanz

 

Zur Erklärung:

Vor einigen Jahren war ich Stipendiatin des Autorentheaterprojekts wiener wortstaetten, mit deren Unterstützung ich nicht nur mein erstes Stück reigen reloaded geschrieben habe, sondern auch mein erstes großes transmediales Kunstprojekt auf die Beine stellen konnte – Schönheit zum Quadrat. Ich habe in Wien – genauer gesagt im Planquadrat der Bezirke 4/5/6 Frauenorte gesucht (vom Bauchtanzstudio über die Fußballmannschaft und das feministische Veranstaltungszentrum bis zum Ladies Only-Sexshop) und dort Frauen aller Altersgruppen und Figurentypen über ihre ganz persönliche Schönheit befragt – diese Frauen mit all ihren individuellen Geschichten und Zugängen wurden für dieses Projekt zu meinen Musen.

Von den Interviews inspiriert, habe ich Texte geschrieben (die z.T. von der Komponistin und Kontrabassistin Birgit Selhofer vertont und bei der Vernissage von uns beiden vorgetragen wurden), Videos gedreht und ein (leider nicht mehr exisiterendes) kleines Blog erstellt. Außerdem habe ich Künstlerinnen eingeladen, die Teilnehmerinnen auch zu ihren Musen werden zu lassen – so haben u.a. die Fotografin Elvira Rajek, Autorin und Malerin Julya Rabinowich, Malerin Nina Hoechtl und andere die Bilder zu meinen Texten geliefert.

Die Idee hinter Schönheit zum Quadrat war, die Frauen einzuladen, eine Muse zu werden – und sich durch den Blick eine Künsterin vielleicht ein wenig anders zu sehen. Ich bin selbst ein paar Mal Modell gestanden, und weiß, wie transformierend es sein kann, sich selbst als eine Komposition als Licht und Schatten und Farbe und Form und Negativräumen zu sehen, und wollte anderen Frauen dieses Erlebnis auch ermöglichen. Es ging darum, den sehr engen Schönheitsbegriff des Mainstreams aufzubrechen, und das an sich selbst feiern, was man mag und schön findet, und es mit anderen zu teilen …

Warum ich das poste? Weil ich sehr überlege, das Projekt in neuer Form wieder aufzunehmen … genaueres weiß ich noch nicht, nur, dass ich es Radical Muse Project nennen will …

 

 

Neu auf Fischundfleisch: Du bist nicht fett. Ich bin es.

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Neulich: Ich sitze mit einer Freundin samstagvormittags in einer architektonisch recht gelungenen Innenstadtlokalität, wir nippen an unseren jeweiligen koffeinhaltigen Heißgetränken und widmen uns der Frage, was die Speisekarte denn so hergibt. Irgendwann hörte ich von hinter ihrer Karte einen Seufzer, und die Worte: Ich hätte gerne einen Muffin, aber ich darf nicht. Ich bin ja sooo entsetzlich fett geworden.

Die Zeiten, in denen ich bei einer solchen Aussage irrtümlich meinen Grüntee inhaliert hätte, sind gottseidank vorbei. (Weiterlesen: hier)

 

 

Lieblingslinks Dezember

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Für alle, die für ein Weilchen dem Vorweihnachtswahnsinn entkommen wollen, und neugierig sind, was sich im Web in Sachen Plus Size und Body Love so tut …

Auf Deutsch:

  • Tanja von Kurvenrausch macht sich Gedanken über ihre Erfahrungen als Kandidatin bei Shopping Queen und über manche hässlichen Publikumsreaktionen
  • „Brüste, die wir in den Medien sehen, sind perfekt. Aber auch nur, weil sie per Photoshop auf Perfektion getrimmt wurden“ Brigitte-Bericht über das Fotoprojekt Bare Reality, dass echte Frauenbrüste zeigt

Auf Englisch:

  • Schwere Schummelei: Plus Size Models sind oft einfach nur schlanke Damen, die vor dem Shooting mit Polsterung dicker gemacht werden (das erklärt auch, warum „Plus“-Models so oft keinen sichtbaren Bauch haben …)
  • Warum es beim Thema Gesundheit um weit mehr als um „gesundes Essen“ geht und warum Diäten das soziale Betäubungsmittel unserer Zeit sind: Essay in der Irish Times

Movie Star by The Glamazons (Official Music Video)


Elly Kellner – Decent – Deugdelijk – English subs (2014)
Eine Plus-Frau als Werbe-Heldin? So geht´s …

Vorschau der Tanzproduktion Nothing to Lose, Sydney Festival 2015