Einer der Unsitten von Modezeitschriften (und, leider, auch von einigen Blogs) ist, dass sie einem erklären wollen, ohne welche Basic-Teile kein Kleiderschrank auskommt. Ich finde diese Rigidität immer einen Hauch ermüdend, schon allein deshalb, weil ich mir grundsätzlich nicht gerne etwas vorschreiben lasse, schon gar nicht in Sachen Dresscode. (Man muss nur meine Vorgesetzten vom Hotelrezeptions-Sommerjob fragen, wo mein verhasstes Schultertuch mehrere Saisonen verbracht hat. Kleiner Tipp: allerhinterste Schublade, meist mit meinem Namensschild obendrauf. Aber ich schweife ab).
Ich finde diese Aufzählung der Must-have-Artikel auch deshalb unnötig, weil sie irgendwie alle Frauen über einen Kamm scheren, und das ist natürlich nicht hilfreich. Eine Freelancerin im Kreativbereich hat eine andere Garderobe als eine Bankerin, die Assistenzärztin wird wohl andere Teile einkaufen als die Handelsreisende oder die Biobäuerin (die in viele Artikeln zitierten Basics Schwarzer Blazer/weiße Bluse habe ich seit meinem Rezeptionsnebenjob nicht mehr getragen, und das ist ein gutes Jahrzehnt her).
Wobei ich die Idee von Basics nicht grundlegend schlecht finde – ein paar Grundsatz-Teile, die zu fast allem im Schrank passen, können einem oft Zeit und Geld sparen und das Leben einfacher machen. Man muss nur rausfinden, welche Teile man genau braucht. Anstatt Frauen also was vorzuschreiben, kann man sie vielleicht inspirieren, sich über ihre ganz persönliche Kleiderschrank-Grundausstattung Gedanken zu machen. Hier ein paar Fragen, die mir geholfen haben.
- Was sind die Teile, die man am häufigsten trägt?
- Welche Grundfarbe(n) hat die Garderobe? (Öhmm … schwarz?)
- Hat man eine Vorliebe für ungewöhnliche Teile, weiß aber oft nicht, wie man sie kombinieren kann? Statt diese textilen Leckerbissen seufzend wieder an den Ständer zurückzuhängen, kann man sich überlegen, in eine schlichte Hose oder ein klassischen Rock bzw ein unauffälligen Top zu investieren, mit denen sich all den Exoten im Schrank tragen lassen.
- Ist man viel unterwegs? Braucht man Sachen, die wenig Platz im Koffer wegnehmen und nicht knittern? Wie lassen sich die Sachen kombinieren, damit man mit möglichst wenig Garderobe möglichst viele Gelegenheiten abdecken kann?)
- Wie weit wohnt man von der nächsten Reinigung weg, bzw wie scharf ist man aufs Bügeln? (Meine Antwort: Gar nicht. Das letzte Mal hatte ich vor drei Jahren ein Bügeleisen in der Hand, im Rahmen der Textildruckwerkstatt auf der Kunstuni).
Für mich sind einerseits schlichte, einfärbige Skater-Kleider wichtige Basic-Teile, anderseits schwarze Stoffleggings. Erstere sind im letzten Jahr oder so ein wichtiger Garderoben-Bestandteil geworden, auch, weil ich so viel unterwegs war wie nie, und in meinem Koffer neben Kleidung auch Laptop, Bücher, Unterlagen usw Platz finden müssen. Skaterkleider lassen sich fein kombinieren, und je nach Accessoires passen sie zu so ziemlich jedem Anlass. Ich habe in ihnen die Oxford Street und den Glastonbury Tor bezwungen, Interviews über Interviews für meinen Roman geführt, und sie zum Afternoon Tea in London genauso ausgeführt wie zum Marktbummel in Berlin, einem Theaterevent in Prag oder zum Museumsbesuch in Wien.
Leggings mag nicht etwa, weil ich eine Anhängerin der klassischen „Dicke-Mädchen-Uniform“, also Tunika und Leggings wäre (brrrr), sondern weil ich Sommer wie Winter fast nur Kleider oder Röcke trage (Hosen sind etwas fürs Männervolk), und die Leggings oft wärmer und pflegeleichter sind als Strumpfhosen. (Abgesehen ist es nicht immer leicht, eine gut sitzende Strumpfhose in 50/52 zu finden, vor allem auf Reisen). Ich trage ab und an auch mal Jeans unter die Kleider, und ich mag die Kombo sehr. Erstens sie sehr praktisch, vor allem auf Reisen – man sieht fein aus, kann sich aber auch mal draußen hinsetzen, friert weniger, und meine geliebten Skaterkleider und die Leggings und Jeans lassen sich wunderbar einrollen und knitterfrei transportieren. (Außerdem ist der Look irgendwie sehr Khaleesi).
Leggings und Jeans haben allerdings den Nachteil, das sie nicht immer ganz edel aussehen, egal wie neu sie sind. Also wollte ich probieren, wie die Kleid-Kombo mit einer schlichten, engen schwarzen Stoffhose aussieht (vielen lieben Dank an Navabi für das zur Verfügung stellen des Modells von Zhenzhi), und ich muss sagen, ich mag den Look – es lässt das Outfit doch etwas eleganter aussehen. Außerdem hat die Hose keinen Zip, das heißt, sie ist wunderbar bequem, auch wenn man länger sitzt und schreibt, und das tue ich im Moment, weil ich ein einmonatiges Schreibstipendium bekommen habe und in einem Schriftstellerrefugium in der Gebirgswelt der Hohen Tatra weile …
Hose: Zhenzhi bei Navabi
Skaterkleid s/w & Gürtel: Yours Clothing
Schwarzes Skaterkleid & Langarmshirt: alt, ähnliches hier
Tuch: DIY, Stoff vom Maybachufermarkt, Berlin