In Sachen Selbstliebe und Body Positivity ist der Jänner wohl die herausforderndste Zeit des Jahres. Kaum eine Zeitschrift, Zeitung oder Webmagazin, die ohne die üblichen Neujahrsvorsatzartikel auskommen. Die Tipps und Texte sind jedes Jahr erschreckend gleich: Hunger dir die Kilos ab, schlepp dich in die Kraftkammer, und du wirst hübscher aussehen und dich glücklicher fühlen und ein besserer Mensch werden und überhaupt. Beigefügt werden Kalorientabellen und Rezepte für besseres Fasten, Turnübungen und Durchhalteparolen. Obwohl an sich klar ist, dass die Diäten in der Regel nach spätestens zwei Wochen scheitern und die in Anfällen von nachweihnachtlichem schlechten Gewissen gekauften Fitnesscentermitgliedskarten für den Rest des Jahres in den Geldbörsen verstauben werden, wiederholen sich die Rituale Jahr um Jahr.

 

Fotos (c) Body Love Conference
Fotos (c) Body Love Conference

Gott sei Dank wird aber immer mehr Menschen klar, dass die Zahl auf der Waage und Zwangssport im Kalorienkrampf ziemlich wenig mit Gesundheit, Fitness und dem allgemeinen Wert eines Menschen zu tun haben. Zu den Frauen, die einen neuen Zugang zu sich und ihrem Körper suchen, gehört die wunderbare US-Bloggerin (The Militant Baker) und eine der Initiatorinnen der kommenden Body Love Conference, Jess Baker. Sie hat die Initiative „Smash the Scale“ ins Leben gerufen, um Frauen zu helfen, mit der Diätmentalität Schluss zu machen. „Es geht nicht darum, ungesund zu sein“, schreibt Jess. „Es geht darum, zu entscheiden, was deine eigene Definition von schön ist, und zu wissen, dass das völlig ausreicht.“

 

aDass Jess mit ihrem Aufruf einen Nerv getroffn hat, zeigt sich auch daran, dass sich nicht nur Plus-Size-Frauen an der Aktion beteiligen. Die Figuren der Damen, die mit Vorschlaghämmern gegen die lästigen Wiegeinstrumente vorgehen, reichen von zierlich bis wirklich üppig, ganz im Sinne von Jess. Smash the scale richtet sich nämlich an Frauen jedes Alters und jeglicher Kleidergröße, ist für alle bestimmt, die aus dem Teufelskreis von Selbstkritik und Schuldgefühlen aussteigen wollen. Die Aktion ist ist „für jedes Mädchen, die über die Toilette gebeugt ist und den Altar des Dünnseins anbetet“, schreibt Jess. „Für jeden Teen, die sich nachts in den Schlaf weint, weil sie nicht gut genug ist, und nicht weiß, warum. Für jedes Kind, dass nicht wusste, dass es fett war, bis es ihm jemand gesagt hat. Für jede Frau, die hofft, dass Glück auf der anderen Seite der Pillenflasche liegt. Für jeden Menschen, der aufgehört hat zu essen, obwohl er noch hungrig war . (…) Für jede Frau, die glaubt, sie ist erst dann der Liebe wert, wenn ihre Schenkel schmäler sind. Für jede Frau, die die Tränen zurückhält, wenn sie Jeans anprobiert. Für jedes Kind, dass eine Weight Watchers Tabelle an der Schlafzimmertür hat. Für jeden Mann, dem gesagt wurde, dass er sein Hemd wieder anziehen soll. Für jeden Tee, die sich fast zu Tode hungert, um eine Tigh Gap zu bekommen. Für jedes dünne Mädchen, dass man der Anorexie bezichtigt hat, und für jedes fette Mädchen, die man faul genannt hat.

Für jeden Menschen, die so lange zu einer Zahl herunterstarren, dass sie vergessen, aufzuschauen und die Welt zu sehen.

Für dich.

Suche dir deine Waffe aus.

Zertrümmere deine Waage.

Und mit ihr alle Verpflichtungen, Erwartungen und Schuldgefühle.“