(c) Rhea Krcmarova
(c) Rhea Krcmarova

Wenn ich mich durch die Frauenmagazine blättere, fällt mir jedes Mal auf, dass Frauen jenseits von Größe 44 seltener vorkommen als geistig stabile Hutmacher in Alices Wunderland (schon Frauen, die mehr als Größe 38 haben, sind rar zwischen den Parfumwerbungen und unvermeidlichen Diätkatechismen). Eine rühmliche Ausnahme bildet die Sommernummer des Missy Magazine. Unter dem Titel Fett for Fun beschäftigen sich auf 18 Seiten Journalistinnen und Fotografinnen mit dicken Frauen und der Bedeutung des Begriffes „fett“ in unserer Gesellschaft – und das auf eine Weise, die für deutschspracheige Medien geradezu radikal anmutet. So wird nicht nur über Menschen mit dem gewissen Plus gesprochen. Dicke kommen sogar selbst zu Wort, und beleuchten diverse Themen, von zunehmender Selbtliebe, vorurteilsbehafteten Halbgöttern in Weiß, fettverachtenden Nörgelmuttis und gelegentlichen Rückfällen in teufelskreisende Diätgedanken. Vorurteilen wird mit einer Linksammlung entgegenet, und eine Doppelseite erforscht das Dicksein in der queeren Szene, und wie sich lesbische Dicke zwischen Bärten, Bären und Bäuchen fast angenommener fühlen als unter queeren „Normalgewichtigen“. Das Dossier wird mit Bildern deutscher Plus-Bloggerinnen illustriert, die in Sachen Stil ihren schlanken Schwestern um nichts nachstehen.

Eine Schlanke kommt auch zu Wort. Kerstin Grether, die selbst lange an Magersucht litt, beleuchtet, wie und warum der Hass auf Fett auch für die Dünnen schädlich ist – etwas, was noch viel stärker thematisiert werden sollte.

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Wer also nach einer Lektüre für Strandbad oder Balkongechille sucht, dem kann ich die aktuelle Missy mit gutem Gewissen empfehlen. Es bleibt nur zu wünschen, dass die Fettenfreundlichkeit keine einmalige Sache bleibt, und üppige Mädels ab jetzt öfter in der Missy vorkommen. Dass Frauen wie ich zwar nicht (nur) in abgesonderten Dossiers präsentiert werden, sondern regelmäßig auch den Weg in den Rest des Heftes finden. Wie eben andere normale Frauen auch.

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