Gabriele Wally in ihrer Boutique stor> – alle Fotos (c) Bianca Kübler
Gabriele Wally in ihrer Boutique stor> – alle Fotos (c) Bianca Kübler

Langsam, aber sicher ändert sich die Lage am Plus-Modemarkt – zumindest online. Aber auch offline finden sich vereinzelt Pionierinnen, die schicke, junge Mode jenseits von Größe 42 anbieten. Eine von ihnen ist Gabriele Wally, Inhaberin der Boutique stor> im achten Wiener Bezirk. Der Name ihrer Boutique spielt nicht nur auf das englische Wort für Geschäft an. „Stor“ bedeutet im dänischen „groß“, und der nordische Name ist kein Zufall . Blickt man bei kleineren Größen immer noch eher nach Paris und NY, tut sich bei den Plus-Größen im skandinavischen Raum mehr, als man vermuten würde. Gabriele (Selbstbeschreibung: 40 plus, Modefan und Genießerin süßer Köstlichkeiten) spach mit Venus in echt über Lieblingslabel, Plus-Lifestyle und Shopping-Geheimnisse.

VIE: Wie ist es dazu gekommen, dass Du das stor> eröffnet hast?

Gabriele Wally: Ich wollte, dass es in Wien endlich eine ernstzunehmende Anlaufstelle für +size gibt. Einen Laden, wo auch ICH einkaufen würde, denn es gibt doch noch viele andere Frauen mit Rundungen und dem Bedürfnis nach cooler Mode. Einen Laden mit gemütlicher Wohnzimmeratmosphäre, gutem Service, einer großen Umkleidekabine, warmem Licht, wo man gerne vielleicht auch nur auf einen Kaffee oder auf einen Tratsch vorbei schaut …

Model Dagmar im nordischen Design
Model Dagmar im nordischen Design

Was kann man bei Dir finden, und in welchen Größen?

Skandinavische Labels wie Carmakoma, Zizzi, Studio, Yppig oder das Berliner Label Weimann – leistbare Mode von Gr. 42 – 52

Warum gerade eine Orientierung nach Norden?

Es war nicht so, dass es unbedingt skandinavische Mode sein musste, wichtig war mir, Mode zu finden, die mir gefällt. Und da bin ich eben in Dänemark fündig geworden. Nebenbei liebe ich aber auch dänisches Design und Möbel. Wichtig war mir auch, Labels zu finden, die bisher in Österreich noch nicht vertreten waren und jetzt exklusiv im stor> zu finden sind.

Was heißt Plus Size Lifestyle für dich?

Das persönliche Wohlfühlgewicht, regelmäßiger Sport, Gesundheit ohne mich vom BMI tyrannisieren zu lassen.

Die Modeindustrie behandelt Plus-Frauen immer noch eher stiefkindlich …

Seit geraumer Zeit gibt es da glücklicherweise eine Veränderung. Lange war es verpönt, kurvig zu sein, und manchmal denke ich, dass es das immer noch ist. Diese Klischees kennt man ja, dicke Menschen gelten als undiszipliniert, wenig erfolgreich, etc. Ich denke, das ging auch soweit, dass es auch einfach unschick war, für kurvige Menschen Mode zu machen, bzw. eine „Molly Moden“ Boutique zu führen. Zum Glück wird mit diesen Klischees aufgeräumt, Dank vieler +size Fashion Bloggerinnen und Frauen wie dir und mir.

Skandinavischer Stil in der Strozzigasse
Skandinavischer Stil in der Strozzigasse

Woran liegt dieser Meinungswechsel deiner Meinung nach?

Die meisten bekannten +size Firmen, die man in Österreich und Deutschland kennt, gibt es schon seit Jahrzehnten. Früher hat man kurvige Frauen in A-Linien-förmige Zelte verhüllt. Die moderne Generation Frau ist aber selbstbewusster geworden und steht zu Recht zu ihren Rundungen. Langsam beginnt auch die Modeindustrie darauf zu reagieren. Die neuen jungen Labels wie z.B. Carmakoma sehen das genau so und bringen figurbetonte Modelle. Nun liegt es auch an den altbekannten Marken, diesen Sprung zu schaffen und den modischen Anforderungen der Curvys gerecht zu werden!

Gibt es eine große Diskrepanz zwischen dem, was die Plus-Modeindustrie bietet, und dem, was Frauen wollen?

Hier ist eine sehr große Veränderung bemerkbar. Und ich denke in den nächsten Jahren wird sich hier auch noch sehr viel Entwickeln.

Was sind deine besten Tipps in Sachen Plus Fashion?

Generelle Tipps finde ich schwierig und gebe ich nicht gerne. Jede Frau unterscheidet sich in der Figur und hat ihre Rundungen unterschiedlich aufgeteilt. Ich mag auch nicht so gerne die Einteilung in A, O, X und H-Typ oder Apfel und Birne etc. Die meisten Frauen sind eine Mischung aus den verschiedenen genannten Formen. Und darauf gehe ich gerne persönlich im Beratungsgespräch ein.

Was würdest du dir auf dem Gebiet Plus-Mode in Zukunft wünschen?

Definitiv mehr Designer und Firmen, die sich den Anforderungen der +plus size Mode stellen. Doch als Schneidermeisterin weiß ich sehr wohl, dass nicht jeder Schnitt in jede Grösse gradierbar ist bzw. in Gr. 52 am Körper noch gut aussieht. Darum wird sicher auch in Zukunft nicht jede Firma von z.B. Gr. 36 – Gr. 52 ihre Modelle anbieten. Auch wenn wir uns das gerne wünschen würden.

Lieblingsressourcen, online und offline?

Ich liebe es, Modeblogs lesen und Inspirationen auf Reisen sammeln.

Worauf sollte man beim Einkaufen achten?

Auf das selbe wie jede andere Frau auch! Die Farbe sollte zum Typ passen, und der Schnitt zur Figur, wie schon erzähnt. Gerne mag ich das Zitat von Vivienne Westwood: Buy less choose well.

Geheimtipp: Ist ein Top, mit dem man liebäugelt, in der Taille zu weit oder eine Hose zu lang, nimmt Gabriele als gelernte Schneidermeisterin gerne auch Änderungen vor …

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