Jersey-Kleid von Emilia Lay
Jersey-Kleid von Emilia Lay

Neulich hab ich meinen Kleiderschrank neu sortiert (ja, ja, war eine ganz schöne Arbeit, und das waren nur die Kleider. Die Arbeit in Sachen Schuhe und Handtaschen steht mir noch bevor). Ich habe die Aktion nicht nur durchgeführt, um zu schauen, welches Teil ich noch liebe, und welches beim CurVienna Mode(Floh)Markt am 24.4. eine glückliche neue Trägerin finden soll (mehr über den Flohmarkt demnächst). Ich wollte auch einen Überblick über meine diversen Schätze bekommen, und ein neues Ordnungssystem finden, damit ich weiß, wo ich was finde. Beim Sortieren fiel mir auf, wie viele (meist knielange) schwarze Kleider ich besitze, und so habe ich eine neue Kleiderschrankkategorie eingeführt: das kleine Schwarze.

Jerseykleid von Anna Aura
Jerseykleid von Anna Aura

Die meisten meiner kleinen Schwarzen fallen in die Kategorie Tageskleid. Da finden sich Wickelkleider, Skaterkleider (schlicht und mit Spitze), aber auch das eine oder andere mehrlagige, fließende Kleid, das ich mit einem Gürtel kombiniere (gerade Linien sind nicht meines).Dann habe ich noch ein paar eher festliche Teile, mit Stickereien oder/und Drapierungen oder/und Tüll, die ich zwar extra gehängt habe, die man aber zu dieser Kategorie zählen kann.

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Mademoiselle Coco, who else?

Warum aber diese Menge an schwarzen Kleidern? Einfach beantwortet: Ich mag schwarz als Kleiderfarbe, seit ich denken kann, und ich fühle mich in Kleidern und Röcken einfach wohler als in Hosen. Bei mir ist es einfach eine Vorliebe. Für andere hingegen wächst sich die Begeisterung fürs LBD, das little black dress, fast schon zur Lebensphilosophie aus. Würde man eine Umfrage starten, welches Kleidungsstück das zwanzigste Jahrhundert am besten verkörpertm, das little black dress würde wohl auf den obersten Plätzen landen. Egal ob im Film (z.B. Audrey Hepburns legänderes Givenchy-Kleid in Frühstück bei Tiffany’s) oder am roten Teppich, egal ob kurvige Divas wie Ella Fitzgerald oder schlanke wie zu Marilyn Monore oder Twiggy, so ziemlich alle Modeikonen des 20. Jahrhunderts ein hatten zumindest ein kleines schwarzes Teil im Schrank.

Auch Doris Streich mag´s schwarz und kurz
Auch Doris Streich mag´s schwarz und kurz

Aber nicht nur Filmstars, auch ModejournalistInnen lieben das LBD. Ein großer Fan des Modeklassikers ist z.B. der US-Moderedaktuer Andre Leon Talley (Modefans kennen den extravaganten Hünen spätestens seit der Vogue-Doku The september issue.) 2013 hat er dem LBD sogar ein eigenes Buch gewidmet, und eine Ausstellung im Modemuseum von Savannah kuratiert. Für Talley ist das kleine Schwarze „ The zenith of elegance in any woman’s wardrobe is the little black dress, the power of which suggests dash and refinement “, also der Gipfel der Eleganz, dessen Kraft Verve und Kultiviertheit suggeriert. Auch Talleys Lehrmeisterin, die legendäre Modejournalistin Diana Vreeland, zeigte sich gerne ganz in schwarz.

Diana Vreeland, die Grande Dame des Modejournalismus
Diana Vreeland, die Grande Dame des Modejournalismus

Wem aber haben wir das kleine Schwarze zu veranken? Wem jetzt Mademoiselle Chanel einfällt, der liegt nicht falsch. Der Begriff „kleines Schwarzes“ stammt laut Talley von einer Illustration eines Coco Chanel-Kleides, die 1926 in der US-Vogue erschien. Gabrielle „Coco“ Chanel war eine der Revolutionärinnen der Damenmode des 20. Jahrhundert, und das zeigt sich auch in der Idee hinter ihrem ersten „kleinen Schwarzen“, das man auch als „Model Ford“ bezeichnet hat: es sollte ein Kleid sein, das für alle Frauen gedacht ist, ein wandelbarer Klassiker, den man je nach Anlass mal eleganter, mal alltagstauglicher stylen kann. Auch für Chanels Nachfolger, Karl Lagerfeld, ist man mit einem kleinen Schwarzen „neither overdressed nor underdressed“, also weder übermäßig aufgebrezelt noch zu schlicht unterwegs.

LBD mit Tüllspitze von Emilia Lay
LBD mit Tüllspitze von Emilia Lay

Das nette am LBD ist, das man sich damit endlos spielen und es mit so ziemlich allem kombinieren kann. Blazer und Strickjacke drüber? Ja. Kombo mit Herrenhemd? Warum nicht? Bunte, schwarze, durchsichtige Strumpfhosen oder doch die mit Spitze? Alles ist möglich, Stilettos oder Springerstiefel, Perlen oder Lederarmbänder, Strass oder Federn, Clutch oder Stadtrucksack, Stola oder Schal oder doch ein Paillettenjäckchen? Wie gesagt, alles ist möglich.

Ich bin ja an sich kein Fan des Begriffes must have, aber gerade, wenn man viele auffällige Teile im Schrank hat, wo man nicht recht weiß, wie man sie kombiniert, kann das little black dress ein sehr brauchbares Basisteil sein, der (je nach Stil und Schnitt) zum Kombinieren einlädt …

Übrigens: Hat man zu Chanels Zeiten beim kleinen Schwarzen eher Abend- und Cocktailkleider gedacht, findet man unter den Begriff heute durchaus auch diverse Tageskleider. Mit denen kann man fast noch besser spielen und experimentieren und kombinieren … je nach Anlass und Lust und Laune …