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Medien

Interview in der neuen Laura

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Gerade entdeckt: die neue Laura ist da (Nummer 25), mit einem Interview mit mir über Selbstbewusstsein, Vorlieben der Männerwelt und das Bild von Plus-Frauen in der Öffentlichkeit. Vielen Dank an Sabine Knapp für das schöne Gespräch. Der Text ist (noch?) nicht online zu finden, sobald ich ihn bekomme, werde ich ihn posten.

(Einziger Wermutstropfen ist das Wort „Hungerharken“ im Einleitungstext, dass ich so gar nicht mag und auch nicht verwendet habe …)

Lesetipp: Dossier Fett for Fun, Missy Magazine

(c) Rhea Krcmarova
(c) Rhea Krcmarova

Wenn ich mich durch die Frauenmagazine blättere, fällt mir jedes Mal auf, dass Frauen jenseits von Größe 44 seltener vorkommen als geistig stabile Hutmacher in Alices Wunderland (schon Frauen, die mehr als Größe 38 haben, sind rar zwischen den Parfumwerbungen und unvermeidlichen Diätkatechismen). Eine rühmliche Ausnahme bildet die Sommernummer des Missy Magazine. Unter dem Titel Fett for Fun beschäftigen sich auf 18 Seiten Journalistinnen und Fotografinnen mit dicken Frauen und der Bedeutung des Begriffes „fett“ in unserer Gesellschaft – und das auf eine Weise, die für deutschspracheige Medien geradezu radikal anmutet. So wird nicht nur über Menschen mit dem gewissen Plus gesprochen. Dicke kommen sogar selbst zu Wort, und beleuchten diverse Themen, von zunehmender Selbtliebe, vorurteilsbehafteten Halbgöttern in Weiß, fettverachtenden Nörgelmuttis und gelegentlichen Rückfällen in teufelskreisende Diätgedanken. Vorurteilen wird mit einer Linksammlung entgegenet, und eine Doppelseite erforscht das Dicksein in der queeren Szene, und wie sich lesbische Dicke zwischen Bärten, Bären und Bäuchen fast angenommener fühlen als unter queeren „Normalgewichtigen“. Das Dossier wird mit Bildern deutscher Plus-Bloggerinnen illustriert, die in Sachen Stil ihren schlanken Schwestern um nichts nachstehen.

Eine Schlanke kommt auch zu Wort. Kerstin Grether, die selbst lange an Magersucht litt, beleuchtet, wie und warum der Hass auf Fett auch für die Dünnen schädlich ist – etwas, was noch viel stärker thematisiert werden sollte.

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Wer also nach einer Lektüre für Strandbad oder Balkongechille sucht, dem kann ich die aktuelle Missy mit gutem Gewissen empfehlen. Es bleibt nur zu wünschen, dass die Fettenfreundlichkeit keine einmalige Sache bleibt, und üppige Mädels ab jetzt öfter in der Missy vorkommen. Dass Frauen wie ich zwar nicht (nur) in abgesonderten Dossiers präsentiert werden, sondern regelmäßig auch den Weg in den Rest des Heftes finden. Wie eben andere normale Frauen auch.

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Projekt Accept Every Body

 

(c) http://blog.bhlounge.de/
(c) http://blog.bhlounge.de/

Na also: die Body Love Bewegung erreicht langsam auch Mitteleuropa. Gerade gefunden:das ausgesprochen nette BH-Lounge-Blog, die das Projekt Accept every body ins Leben gerufen haben. george und Anne, die beiden Bloggerinnen, haben es satt, dass Medien und Gesellschaft Menschen immer stärker in eine Norm pressen wollen. „Body Positivity heißt für uns, nicht sofort der Norm das Recht über das Individuum einzuräumen, sondern zu versuchen eine Person erst einmal als ‘einzeln’ und ‘besonders’ zu betrachten“, schreiben sie. Und sie machen sich nicht nur Gedanken, sondern haben im Zusammenarbeit mit einem Profisprecher auch gleich ein Video erstellt, dass ihren Standpunkt richtig schön deutlich macht.

„Unser erstes Video zum Projekt Accept Every Body zeigt, wie wir uns beim näheren Betrachten des uns ständig umgebenden Schönheitsterrors gefühlt haben: Geblendet. Gegängelt. Und irgendwie veralbert. Wenn es nach der Schönheitsindustrie geht, sollen wir uns auf einen Normkörper herauf- oder herunterhungern und wenn wir das nicht schaffen, bitteschön zuschneiden lassen. Dabei wäre nichts langweiliger, als vollkommene Gleichheit. Gerade die kleinen oder großen Unterschiede machen uns zu Menschen und besonders. Und das ist doch etwas sehr Schönes.“

Wunderschöne Gedanken. Ich bin schon gespannt, was die beiden als nächstes auf die Beine stellen …

Lieblingslinks – Intuitives essen, Mode & mehr

Bei intuitive eating kann man Kuchen essen, wenn man will … und Cupcakes …
Bei intuitive eating kann man Kuchen essen, wenn man will … und Cupcakes …

Im Frühling kann das Lesen von Zeitschriften (besonders von Frauenmagazinen, egal ob print oder online) einigermaßen mühsam sein – kaum ein Medium, das nicht fast schon gebetsmühlenartig die alten Diät,- und Selbstkasteiungs-Mantras wiederholt. Gott sei dank mehren sich die Stimmen der Vernunft, die die Mythen hinterfragen …

Gesunheit & Gesellschaft

NY Magazine-Artikel über intuitive eating – mit Prof. Linda Bacon, Heath at any Size-Expertin (englisch)

Be nourished – positives und engagiertes Blog zweier Ernährungsberaterinnen über Heath at Any Size und Selbstliebe (englisch)

Fett for Fun-Dossier im aktuellen Missy-Magazin (deutsch)

Cardboard Courage – ein Selbstliebe-Kunstprojekt von Jen von Plus Size Birth (englisch)

Mode

Kann Mode bei Größe 46 genauso gut aussehen wie bei 36? Und ob, sagten die Redakteurinnen der niederländischen Grazia, und lichteten zum Beweis eine zierliche und eine üppige Bloggerin ab (Deutscher Bericht auf gofeminin.de)

Etwas älterer, aber wirklich netter Cosmopolitan.de-Artikel über Plus-Bloggerinnen – ich würde mir nur wünschen, dass solche Artikel öfter zu lesen wären …

Sinnlichkeit & Liebe

Sind chubby chaser, also Bewunderer dicker Damen, eine seltsame Randgruppe? Journalist Joshua David räumt auf Jezebel mit Vorurteilen und Gerüchten auf (englisch).

Kann man als dicker Mensch fabelhaften Sex haben? Sicher, man muss nur wissen, wie (englisch).

 

Guerriere: Eine Fotoserie von Elizabeth Raab

Emily, aus der Fotoserie Guerriere. Fotos (c) Elizabeth Raab
Emily, aus der Fotoserie Guerriere. Fotos (c) Elizabeth Raab

Es war ein Foto von Plus-Model Tess Munster in meiner Facebook-Timeline, das meine Aufmerksamkeit geweckt hat. Tess zeigte sich nicht wie üblich im Vintage/Rockabilly-Look, sondern war als als eine Artemis inszeniert, in wehendem weißen Gewand und mit scharf aussehender Hellebarde in der Hand.

Tess´ Bild ist nur eines aus einer Fotoserie von ungewöhnlicher Schönheit. Guerriere nennt die amerikanische Fotografin Elizabeth Raab ihre Portraitreihe, also Kämpferin, Kriegerin. Allen Modellen ist gemeinsam, dass sie nicht den von unserer Gesellschaft geforderten Standardmaßen entsprechen. Die Frauen, die sich wie antike Göttinnen auf Chaiselounges räkeln oder mit Speer in der Hand an urzeitalte Sagengestalten erinnern, haben alle weit über Größe 42. Guerriere ist „eine Reihe von Fotoportraits von Frauen mit der klassischen, üppig weiblichen Form, die durch die Geschichte hindurch als die ultimative Darstellung von Kraft und Schönheit in Kulturen auf der ganzen Welt gesehen wird. Diese Bilder zeigen die innere Stärke, Kraft und Sinnlichkeit dieser zeitgenössischen Frauen, und wiedersprechen der heutigen Sicht, dass nur schön sein kann, wer dünn ist“, scheibt Elizabeth Raab auf ihrer Homepage. Dass Raab dicke Frauen mit der gleichen Sorgfalt und Ästhetik inszeniert wie die schlanken Frauen, die sie fotografiert, hat mich neugierig gemacht auf die Frau hinter dern Bildern …

Tess Munster als antike Kriegerin
Tess Munster als antike Kriegerin

Elizabeth Raab stammt aus dem pazifischen Nordwesten, und lebt nach einer Zwischenstation in New York im „endlosen Sommer Kaliforniens“. Ihre Fotos kann man in diversen Fotobüchern und Gallerien bewundern, sie arbeitet aber auch immer wieder mit großen Firmen zusammen. Raab beschreibt sich selbst als „warm, bright and girly“ (also warmherzig, aufgeweckt und mit einer Vorliebe für Mädchen-Dinge). Es fasziniert sie, die schönsten und attraktivsten Facetten ihrer Modelle abzubilden.

VIE: Was hat Dich zur Guerriere-Serie inspiriert?

ER: „Guerriere“, also Krigerin, ist eine Reihe von modernen fotografischen Porträts von klassisch üppigen Frauen. Diese Körperform gilt traditioneller Weise als die ultimative Darstellung von Kraft und Schönheit, und zwar quer durch alle Kulturen. Ein Besuch in jedem Kunstmuseum zeigt uns die Geschichte dieser Schönheit. Die Portraitreihe unterstreicht nicht nur die innere Stärke und die Sinnlichkeit dieser modernen Frauen. Sie ermutigt den Betrachter auch, sich über seine eigenen gesellschaftlichen Überzeugungen in Bezug auf Schönheit, Gesundheit und Individualität Gedanken zu machen – Überzeugungen, die oft von den widersprüchlichen Botschaften der heutigen Medien verbogen werden.

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Wie findest du deine Modelle?

Es ist schwer zu beschreiben, wie ein Künstler eine Muse findet. Sie kommen auf eine Vielzahl von Arten, durch Freunde, Kollegen, durch Zufall. Aber wenn es passiert, ist es wirklich inspirierend und spannend!

Du zeigst PlusSize-Frauen auf eine Art, wie sie nur sehr selten gezeigt werden, vor allem in Mainstream-Medien – als stark, bezaubernd, fast im Hochglanz-Stil. Warum denkst du sind Porträts wie diese immer noch so rar?

Dass Frauen dieses Ausmaß an Selbstvertrauen und generell eine Position der Macht zeigen, ist in modernen Medien immer noch eher selten, unabhängig von Form und Größe der Frauen. Aber ich spüre, dass die Medienlandschaft sich schnell entwickelt. Wir stehen am Anfang des digitalen Zeitalters, das gerade erst beginnt, seine Möglichkeiten spielen zu lassen. Die Menschen verlangen mehr und mehr danach, Schönheit als Vielfalt und nicht als Schablone zu sehen. Sie wollen sich selbst in ihrer Werbung zu sehen. Menschen existieren schließlch nicht nur in einer Farbe, Form oder Größe, und Schönheit tut es auch nicht.

Entdecken deine Modelle (sowohl in Plus- als auch Normalgröße) neue Dinge über sich selbst und ihre Schönheit, wenn sie sich durch deine Augen sehen?

Mein Ziel als Porträtistin ist es, in allen Frauen die sinnliche, verspielte Seite herauszulocken. Wir alle haben sie. Einige von uns tun sich leichter, sie öffentlich zu zeigen als andere. Manche haben vielleicht vergessen, dass sie es sie überhaupt gibt. Aber mein Ziel ist es, die Kraft und das Anziehende an uns allen zu zeigen.

 

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Was sind deine Lieblingsporträts von Plus-Size-Frauen? Gemälde, Fotografien ...

Ich liebe es, durch Museen oder Galerien zu streifen, die die Arbeit der alten Meister zeigen. Alle diese Frauen haben Kurven und Tiefe, die mich inspiriert. Nicht zu vergessen die Vielzahl an künstlerischen Stilen, die in die Bilder dieser Genres einfließen …

Ist die Serie komplett, oder wird es noch mehr Fotos geben?

Das ist definitiv eine fortlaufende Serie. Weil es aber eine Arbeit ist, die ich für persönlich mache, muss ich mich nicht beeilen, um sie zu vollenden. So genieße ich den Prozess, und kann der Serie immer wieder neue Stücke hinzufügen, um das Werk nach und nach zu vervollständigen.

Mehr über Elizabeth und ihre Arbeit auf elizabethraab.com

 

Lieblingslinks: Selbstliebe, Plus-Size-Tanz und mehr

Originalbild (c) Hortensia
Originalbild (c) Hortensia

 

  • Body Love Conference: Was passiert, wenn Jess Baker von „The Militant Baker“ eine Konferenz zum Thema Selbstliebe ins Leben ruft? Sie versammelt Aktivistinnen wie Plus-Model Tess Munster (#effyourbeautystandards), Chrystal Bougon von Curvy Girl Lingerie und Burlesque-Diva World Famous *BOB*, zu einem Tag voller Workshops, Vorträge und Netzwerken zum Thema Selbstliebe und neue Körperbilder. PS: Ein Bericht von der Body Love Conference kommt nächste Woche.
  • Fat Girl Dancing: YouTube-Sensation Whitney Way Thore beweist einmal mehr, dass auch Frauen jenseits von Größe 50 wirklich gut tanzen können. Sie hat auch die No Body Shame-Kampagne ins Leben gerufen, um Menschen aller Körpertypen zu helfen, ihre Körper lieben zu lernen.
  • Ich bin an sich wirklich kein Fan von Reality TV, aber die Serie Big Ballet des britischen Senders Channel 4 schient die Ausnahme von der Regel zu sein – Profi-Tanzcoaches führen eine Handvoll molliger bis dicker Amateure in die Kunst des Spitzentanzes ein und trainieren sie bis zu einer Aufführung von Schwanensee. (Wenn die Videos nicht aufrufbar sind, hier der Link zur Playlist auf YouTube)
  • Warum Boudoir-Photografie nicht nur etwas für Schlanke ist– sehr schöner Artikel auf woman.at
  • Kann es nach einer Diät sein, dass man Teile seines dicken Daseins vermisst? Ja, sagt Amerikanerin Kelly Coffey in ihrem erfrischend ehrlichen Artikel.
  • Was ich meinem dicken Sohn sagen würde: Nicht nur dicke Frauen werden gemobbt und schikaniert. In diesem New York Times Artikel spricht Autor Joshua Max über seine Erfahurngen und darüber, was er bei seinem eigenen Kind besser machen würde.
  • Kunstprojekt Hear me roar (hör mich brüllen): Burlesque-Tänzerin Amanda trusty schreibt Hassbotschaften gegen ihren Körper auf Klebenänder, klebt sie sich auf und reißt zu zu den Klängen von Katy Perrys Lied Roar ab – und ermutigt ihr Publikum, das gleiche zu machen (Artikel und Video)
  • Kunstprojekte und Aktivismus für ein neues Körpergefühl – Linksammlung auf Huffington Post

Dreharbeiten für ORF Leben heute

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Ich leistete mir je einen Nachmittag im Kunsthistorischen Museum und im
Naturhistorischen Museum an der Wiener Ringstraße, wo ich mit
meinem Skizzenblock vor den Bildern und Statuetten nackter, runder
Frauen saß und ihre Kurven abzeichnete. (Venus in echt, Kapitel 16).

Dreharbeiten für einen ORF-Bericht über Venus in echt im Wiener Kunsthistorischen Museum und im Dachgeschoss meiner (und Romys) Alma Mater, der Universität für Angewandte Kunst, Wien.

Ausstrahlung Donnerstag, 16.1.2013, ORF 2